Fortschreitende Erkrankung: Im Laufe einer Depression verändert sich das Gehirn immer mehr. Eine Studie zeigt: Je länger das Leiden unbehandelt bleibt, desto stärker entzündet sich das Denkorgan. Ein ähnliches Phänomen ist von neurodegenerativen Erkrankungen wie Alzheimer bekannt. Zu denen zählen Depressionen zwar nicht. Trotzdem scheine es unterschiedliche Stadien der Erkrankung zu geben – die womöglich auch unterschiedlich behandelt werden müssen, schreiben die Forscher.
Eine Depression ist mehr als nur eine psychische Verstimmung. Schon seit den 1960er Jahren ist bekannt, dass bei Betroffenen der Hirnstoffwechsel aus dem Lot geraten ist. In ihrem Gehirn herrscht ein Mangel von Neurotransmittern wie dem Botenstoff Serotonin. Doch das ist noch nicht alles: Inzwischen haben Forscher auch nachgewiesen, dass es bei Depressionen zu Entzündungsreaktionen im Denkorgan kommen kann – Reaktionen, wie sie typischerweise nach Hirnverletzungen oder bei Erkrankungen wie Alzheimer ablaufen.
Der Entzündung auf der Spur
Elaine Setiawan vom Centre for Addiction and Mental Health in Toronto und ihre Kollegen haben sich dieses Symptom nun genauer angesehen. Für ihre Studie untersuchten sie insgesamt 30 gesunde Menschen und 50 Patienten mit Depressionen, von denen die Hälfte länger als zehn Jahre an der Erkrankung litt und die andere Hälfte weniger als zehn Jahre.
Mithilfe der Positronen-Emissions-Tomographie (PET) warfen die Wissenschaftler einen Blick ins Gehirn der Probanden. Konkret suchten sie nach Anzeichen für entzündliche Immunreaktionen, die mit dem bildgebenden Verfahren sichtbar gemacht werden können. Würde sich die Konzentration dieser Biomarker je nach Gesundheitszustand unterscheiden?