Medizin

Diabetes-Diagnose: Ein Test genügt

Kombination aus zwei erhöhten Biomarkern deutet zuverlässig auf die Erkrankung hin

Genügt schon ein Bluttest, um sicher die Diagnose Diabetes stellen zu können? © iStock.comphoto/ iStock.com

Einmal statt zweimal piksen: Um eine Diabetes-Erkrankung zu diagnostizieren, könnte künftig ein einmaliger Bluttest ausreichen. Eine Studie zeigt: Sind bei einem solchen Test zwei wichtige Biomarker gleichzeitig erhöht, deutet das mit ziemlicher Sicherheit auf die Stoffwechselstörung hin. In solchen Fällen können Ärzte womöglich auf den bisher üblichen zweiten Test zu einem späteren Zeitpunkt verzichten, wie Forscher berichten.

Um die Stoffwechselerkrankung Diabetes zu diagnostizieren, setzen Ärzte derzeit auf eine zweistufige Prozedur: Bei einem ersten Test wird der Nüchternblutzucker oder der sogenannte HbA1c-Wert überprüft, der Rückschlüsse auf die durchschnittliche Höhe des Blutzuckerspiegels in den vergangenen vier bis sechs Wochen ermöglicht. Fallen dabei erhöhte Werte auf, muss der Patient zu einem späteren Zeitpunkt für einen zweiten Bluttest wiederkommen. Erst wenn dieser Test die Ergebnisse bestätigt, stellen Mediziner die Diagnose Diabetes.

Zwei Blutwerte im Fokus

Doch ist dies wirklich nötig – oder reicht womöglich schon ein einzelner Test für eine sichere Diagnose? Um das zu überprüfen, haben Wissenschaftler um Elizabeth Selvin von der Johns Hopkins University in Baltimore nun die Daten von 12.268 Probanden ausgewertet. Diese hatten für eine Langzeitstudie in den 1990er Jahren unter anderem einmalig Blutproben abgegeben, die sowohl auf Nüchternblutzucker- als auch auf HbA1c-Werte getestet worden waren.

Würde sich aus dieser Momentaufnahme ableiten lassen, wer im Laufe der folgenden Jahre mit Diabetes diagnostiziert wurde? Die Auswertung offenbarte: Bei 383 der Teilnehmer ergab der Bluttest erhöhte Werte für die beiden Parameter Blutzucker und HbA1c – und fast alle dieser Personen bekamen in den Folgejahren die Diagnose Diabetes. Nach 15 Jahren hatte der jeweilige Hausarzt bereits bei knapp 90 Prozent die Erkrankung festgestellt, nach 20 Jahren bei 99 Prozent.

Risiko für Komplikationen

Außerdem zeigte sich: Viele der Betroffenen entwickelten im Laufe der Zeit für Diabetes typische Folgeerkrankungen wie Herzleiden oder Nierenschädigungen. „Damit legen die Ergebnisse nahe, dass ein einmaliger Bluttest die Erkrankung in vielen Fällen adäquat erkennen kann“, sagt Selvin. „Die Kombination aus den zwei erhöhten Werten ist hoch prädiktiv für eine spätere Diagnose und deutet zudem auf ein erhöhtes Risiko für Komplikationen hin.“

Lassen sich diese Resultate bestätigen, könnte die klinische Praxis künftig eine Verschlankung erfahren: Einen statt zwei Tests durchzuführen, bedeutet dabei nicht nur geringere Kosten. Ein zweites Mal beim Arzt erscheinen zu müssen, kann für Patienten auch eine Hemmschwelle darstellen – als Folge lassen sie den Termin ausfallen und erhalten keine Diagnose. Gerade bei Diabetes ist es jedoch entscheidend, die Erkrankung oder Vorstufen davon so früh wie möglich zu erkennen und zu behandeln. Nur so lassen sich bleibende Schäden vermeiden.

Allerdings: Nicht bei jedem Probanden, der später Diabetes entwickelte, waren beide Werte im Test erhöht. Für solche Fälle sei ein zweiter Test zu einem späteren Zeitpunkt nach wie vor sinnvoll, betont das Forscherteam. Sind direkt beim ersten Mal beide Werte auffällig, könne man sich den zweiten Test dagegen sparen, so ihre Schlussfolgerung. (Annals of Internal Medicine, 2018; doi: 10.7326/M18-0091)

(American College of Physicians/ Johns Hopkins University, 19.06.2018 – DAL)

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