Zuckerkranke Bären: Auch Grizzlybären bekommen Diabetes – im Gegensatz zum Menschen scheint es sich dabei jedoch um einen normalen Stoffwechselprozess zu handeln: Nach dem Winterschlaf verschwindet die „Krankheit“ bei den Bären wieder, berichten US-Forscher im Magazin „Cell Metabolism“. Dieses Phänomen wirft den Wissenschaftlern zufolge ein neues Licht auf den Zusammenhang zwischen Übergewicht und Diabetes und könnte auch neue Therapieansätze ermöglichen.
Beim Menschen sorgt Diabetes vom Typ 2 dafür, dass Zellen nicht mehr auf das Hormon Insulin reagieren können. Dieses wichtige Hormon reguliert den Zuckerspiegel im Blut: Sinkt dieser zu niedrig oder steigt zu hoch, drohen Krämpfe, Sehstörungen und Koma. Generell gilt für Menschen, dass krankhaftes Übergewicht auch das Risiko steigert, an Diabetes zu erkranken. Sowohl die Fälle von Übergewicht als auch von Diabetes nehmen weltweit zu. Dieser Zusammenhang ist jedoch offenbar nicht ganz so einfach und war zuletzt Gegenstand wissenschaftlicher Diskussionen.
Bären: Nach Winterschlaf geheilt
Neue und überraschende Einblicke erhielten Wissenschaftler um Kevin Corbit vom US-amerikanischen Biotechnologieunternehmen Amgen nun von einem ganz anderen Studienobjekt als dem Menschen: von Grizzlybären. Diese fressen sich einen ordentlichen Vorrat an, bevor sie sich in den Winterschlaf zurückziehen. Im Herbst haben sie daher hohes Übergewicht: Die Forscher fanden heraus, dass die Bären ihren gesamten Energievorrat für den Winter im Fettgewebe einlagern, nicht in anderen bei Übergewicht häufigen Speicherorten wie Muskeln oder Leber.
Einige Wochen später im Verlauf des Winterschlafs werden die Bären dann diabetisch – wenn sie im Frühjahr aufwachen, sind sie jedoch vom Diabetes „geheilt“. Wie die Forscher herausfanden, bleibt der Insulingehalt im Blut der Bären die ganze Zeit über konstant, ganz anders als im Menschen. Außerdem sind die Grizzlies zur Zeit des größten Übergewichts auch am empfindlichsten für die Wirkung des Hormons. Diabetes bedeutet jedoch das genaue Gegenteil: Eine sinkende Empfindlichkeit für Insulin.