Giftige Begleiter? Handys könnten eine bislang unterschätzte Schadstoff-Quelle sein. Wie eine Studie zeigt, finden sich auf den Oberflächen dieser elektronischen Geräte Rückstände potenziell giftiger Flammschutzmittel und Weichmacher. Unklar ist bisher allerdings, ob die Handys die Chemikalien tatsächlich ausdünsten – oder lediglich ein Indikator für die Belastung unserer Umgebung sind.
Der Mensch ist im Alltag inzwischen nahezu kontinuierlich potenziell gesundheitsschädlichen Substanzen ausgesetzt – sogar in seinen eigenen vier Wänden. Denn egal ob Putzmittel, Möbel oder Textilien: Viele Objekte unseres täglichen Lebens dünsten mitunter Schadstoffe wie Flammschutzmittel oder Weichmacher aus. Auch unsere Handys könnten eine solche Giftquelle sein, wie sich nun zeigt.
Bedenkliche Alltagschemikalien
Um herauszufinden, inwiefern elektronische Geräte zu unserer Belastung mit Alltagschemikalien beitragen, haben Forscher um Congqiao Yang von der University of Toronto Handys, Tablets, Desktop-Computer und Fernseher von Frauen aus dieser kanadischen Stadt auf organische Phosphorsäureester untersucht. Außerdem nahmen sie Proben aus den Wohnungen sowie von den Händen der Teilnehmerinnen und analysierten deren Urin.
Würden sich Rückstände der häufig als Flammschutzmittel und Weichmacher eingesetzten Stoffe nachweisen lassen? Tatsächlich zeigte sich: 80 Prozent aller Proben enthielten fünf bis acht unterschiedliche Phosphorsäureester oder deren Metabolite – zum Beispiel Triphenylphosphat. Besonders interessant dabei: Die im Urin und auf den Händen der Frauen gefundenen Konzentrationen korrelierten mit dem Ausmaß der Verunreinigung, das die Wissenschaftler auf deren Geräten fanden.
Quelle oder Indikator?
Dabei war die Belastung der insgesamt 74 untersuchten portablen Geräte wie Handy und Tablet für einige Substanzen deutlich höher als bei den 125 größeren Geräten aus der Stichprobe wie TV und PC. Zudem war bei den kleinen Geräten auch der Zusammenhang mit der Urinbelastung am größten – insbesondere bei den Handys, wie das Team berichtet.
Dies könnte bedeuten, dass die Handys selbst einige der nachgewiesenen Stoffe enthalten und sie kontinuierlich ausdünsten. Gleichzeitig könnten die Geräte aber auch widerspiegeln, welchen Belastungen ihre Besitzer beispielsweise am Arbeitsplatz ausgesetzt sind. Denn als unser stetiger Begleiter kommt das Handy Tag für Tag mit denselben Schadstoffen in Kontakt wie wir.
Abwischen hilft
Was bedeuten diese Ergebnisse nun? „Die von uns nachgewiesenen Chemikalien wurden in der Vergangenheit mit neurologischen Störungen, Unfruchtbarkeit und Schilddrüsenproblemen in Verbindung gebracht“, berichtet Yangs Kollegin Miriam Diamond. „Bisher können wir aber nicht sicher sagen, ob die elektronischen Geräte tatsächlich die Ursache oder nur ein Indikator für diese Belastungen sind.“
Trotzdem hält die Forscherin einige Vorsichtsmaßnahmen für angebracht: „Durch das regelmäßige Abwischen des Handys sollte sich die Konzentration der Chemikalien auf der Oberfläche und damit auch auf den eigenen Händen verringern“, sagt sie. Ihr zweiter Tipp: Einfach mal häufiger das Handy weglegen und insbesondere bei Kindern auf die Nutzungszeiten achten. (Environment International, 2018; doi: 10.1016/j.envint.2018.10.021)
Quelle: University of Toronto