Nützliches Werkzeug: Neuartige CRISPR-Genscheren können auch das Erbmaterial RNA statt DNA angreifen. Forscher haben nun ein Verfahren entwickelt, damit diese Werkzeuge möglichst treffsicher funktionieren. Ihr Vorhersagemodell auf Basis einer neuen Screening-Technologie zeigt, mit welchen Helfern solche Genscheren bestimmte RNA-Sequenzen zielgenau finden – dies könnte sich auch im Kampf gegen das neuartige Coronavirus als nützlich erweisen.
Mit der Genschere CRISPR/Cas9 lässt sich das Erbgut von Lebewesen einfacher und gezielter verändern als jemals zuvor. Das eröffnet nicht nur neue therapeutische Möglichkeiten. Forscher nutzen das molekularbiologische Werkzeug auch, um mehr über die genetischen Grundlagen bestimmter Erkrankungen herauszufinden – von Sichelzell-Anämie bis hin zu Lungenkrebs.
Das Problem: Bis vor kurzem ließ sich mit der Genschere nur DNA manipulieren. Das bedeutet, dass RNA-basierte Strukturen wie beispielsweise das neue Coronavirus SARS-CoV-2 gar nicht mit dieser Methode untersucht und angegriffen werden konnten. Auch in menschlichen Zellen wäre es mitunter hilfreich, anstatt der DNA die RNA zu verändern.
Scheren für RNA statt DNA
Ein Werkzeug, das dies im großen Stil möglich macht, präsentieren nun Hans-Herrmann Wessels vom New York Genome Center und seine Kollegen. Ausgangspunkt ihrer Studie war die Entdeckung des CRISPR-Enzyms Cas13. Anders als das Cas9-Enzym der klassischen Genschere schneidet Cas13 nicht DNA, sondern RNA.