Heidelberger Wissenschaftler haben entdeckt, dass ein bestimmtes Protein nicht nur bei der Zuckerkrankheit, Entzündungs- und Alterungsprozessen eine entscheidende Rolle spielt, sondern auch bei der Blutvergiftung oder Sepsis: Mäuse, die das Regulatormolekül RAGE nicht in ihren Zellen bilden können, überleben deutlich häufiger eine Blutvergiftung als Mäuse mit RAGE.
Bei dem Molekül handelt es sich um einen so genannten Rezeptor: Er erkennt und bindet bestimmte Eiweißstoffe, bevorzugt „Advanced Glycation Endproducts“ (AGE) – daher stammt der Name RAGE – und setzt dadurch Entzündungsreaktionen in Gang. Damit ist möglicherweise ein Ansatzpunkt für die Behandlung der Sepsis gefunden worden, an der jährlich ca. 100.000 Menschen in Deutschland erkranken und mehr als 40.000 versterben.
RAGE-Rezeptor bei chronischen Entzündungen aktiv
Der Rezeptor RAGE erkennt und bindet nicht nur ein Schlüsselmolekül, sondern fungiert quasi als Schließanlage für viele verschiedene Schlüssel. Bei seinen Hauptbindungspartnern AGE handelt es sich um fortgeschrittene Stoffwechselprodukte der Glykierung (Verzuckerung). Sie entstehen, wenn Eiweißmoleküle mit Zuckermolekülen chemisch reagieren. Die Eiweiße werden so dauerhaft in ihrem Aufbau und ihrer Funktion verändert. Diese Veränderungsprozesse finden ständig im Körper statt, vor allem jedoch bei chronischen Krankheiten, z. B. Diabetes, und bei Alterungsprozessen.
„Aus früheren Arbeiten wissen wir, dass RAGE bei chronischen Entzündungen und Altersprozessen, z. B. bei Rheumatoider Arthritis, Nierenentzündung oder Arteriosklerose, als aktiver Rezeptor fungiert und Abwehrreaktionen des Körpers verstärkt.“, erklärt Prof. Nawroth. „Deshalb haben wir uns gefragt, ob RAGE auch bei der Immunantwort im Verlauf einer Sepsis eine entscheidende Rolle spielt.“