Medizin

Endoskope trotz Desinfektion kontaminiert

Mikroben überstehen selbst mehrere Reinigungsschritte auf medizinischem Gerät

Subere Arbeit? Desinfektion ist im medizinischen Bereich besonders wichtig - aber nicht immer ausreichend. © FreeImages.com / Peter Galbraith

Hartnäckige Keime: Endoskope für medizinische Untersuchungen sind trotz Sterilisation oft noch mit Bakterien und Rückständen belastet. Auch in mehreren Reinigungsschritten lassen sich die Keime kaum vollständig entfernen, wie US-Forscher herausgefunden haben. Die Protokolle zur Desinfektion seien möglicherweise nicht ausreichend und müssten verbessert werden, urteilen die Wissenschaftler.

Endoskope sind wichtige Instrumente für medizinische Diagnosen: Mit den flexiblen Geräten können Ärzte einen Blick etwa in den Magen-Darm-Trakt oder die Atemwege eines Patienten werfen, ohne operieren zu müssen. Doch gerade der Darm beherbergt wahre Massen von Bakterien, und viele davon sind auch potenzielle Krankheitserreger. Vor dem Einsatz beim nächsten Patienten ist daher extrem wichtig, ein Endoskop gründlich zu reinigen und auch hartnäckige Keime zu entfernen.

Handreinigung und automatische Desinfektion

Doch wie effektiv sind die etablierten Reinigungsprotokolle dabei tatsächlich? Berichte über Infektionen mit multiresistenten Keimen, die angeblich auf kontaminierte Endoskope zurückgingen, weckten Sorgen unter Medizinern. An der Mayo Clinic in Rochester im US-Bundesstaat Minnesota haben Forscher darum überprüft, wie wirksam die einzelnen Arbeitsschritte während der Desinfektion von 15 Endoskopen nach insgesamt 60 Einsätzen gegen Keime waren.

Das Desinfektionsprotokoll besteht im Wesentlichen aus drei Schritten: Die erste Reinigung erfolgt direkt nach dem Einsatz, noch am Bett des Patienten. Anschließend wird das Endoskop in einem speziell dafür eingerichteten Raum noch einmal von Hand gründlich gesäubert. Der letzte Schritt ist eine automatische Dekontamination mit einem hocheffektiven Desinfektionsmittel. Vor der Lagerung werden die Endoskope mit Isopropylalkohol besprüht, getrocknet und anschließend in einem Schrank aufgehängt.

Mikroorganismen überleben Desinfektion

Die Mediziner nahmen nach jedem Arbeitsschritt Proben von den Endoskopen. Diese untersuchten sie sowohl mit Schnelltests als auch mit Bakterienkulturen, um Rückstände und lebende Mikroorganismen nachzuweisen. Wenn die gefundenen Verunreinigungen einen bestimmten Schwellenwert überschritten, ließen sie die medizinischen Angestellten den Arbeitsschritt wiederholen.

Multiresistente Staphylococcus aureus (MRSA) © CDC

Die Ergebnisse sind bedenklich: Auf neun von zehn Endoskopen befanden sich nach dem ersten Reinigen noch Keime, und alle enthielten organische Rückstände. Auch nach den folgenden Reinigungsschritten war noch gut die Hälfte aller getesteten Geräte verunreinigt. Selbst nach der automatischen Desinfektion und Lagerung über Nacht fanden die Forscher noch in rund einem Zehntel der Fälle Mikroben vor. Reste von organischem Material befanden sich auch nach dem vollständigen Reinigungsprotokoll auf 82 Prozent der Endoskope.

Reichen die Reinigungsprotokolle nicht aus?

Die Autoren weisen ausdrücklich auf einige Einschränkungen ihrer Studie hin: So seien die Untersuchungen lediglich in einer einzigen Klinik durchgeführt worden und damit nicht zwangsweise repräsentativ. Außerdem wurden die technischen Angestellten über die Untersuchungen informiert– es ist daher möglich, dass sie besonders aufmerksam gearbeitet haben. In diesem Fall könnten die Verunreinigungen unter normalen Bedingungen sogar noch größer sein.

Die Studie mache deutlich, dass auf Endoskopen selbst beim Einhalten der gängigen Reinigungsprozeduren noch Rückstände und auch lebende Keime zurück bleiben, so die Autoren. Dies deutet iher Ansicht nach darauf hin, dass die derzeitigen Protokolle nicht ausreichen, um die nötige Dekontamination zu gewährleisten. Bereits vor einiger Zeit hatten sich Stethoskope von Ärzten ebenfalls als stark mit Mikroben belastet herausgestellt. Darum sei dringend weitere Forschung nötig, damit Endoskope vor dem nächsten Einsatz am Patienten absolut frei von Keimen seien. (American Journal of Infection Control, 2015; doi: 10.1016/j.ajic.2015.03.003)

(Elsevier, 06.08.2015 – AKR)

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