Rätsel gelöst: Lange war unklar, wo in unserem Körper das blutbildende Hormon Erythropoetin entsteht – jetzt haben Forschende die zellulären Epo-Fabriken entdeckt. Es handelt sich um spezialisierte Zellen in der Niere, die bei Sauerstoffmangel aktiv werden und dann Epo ausschütten. Diese „Norn“-Zellen bilden ähnlich wie die insulinproduzierenden Betazellen der Bauchspeicheldrüse einen ganz eigenen, neuen Zelltyp, wie das Team in „Nature Medicine“ berichtet. Ihre Entdeckung eröffnet nun neue Möglichkeiten für die Medizin.
Das auch als Dopingmittel bekannte Erythropoetin (Epo) ist ein unverzichtbarer Regulator für unsere Blutbildung und die Sauerstoffaufnahme unserer Zellen und Gewebe. Es wird bei Sauerstoffmangel ausgeschüttet und regt im Knochenmark die Bildung roter Blutkörperchen an. Außerdem wirkt es als gewebeschützender Botenstoff. Schon länger wird vermutet, dass die Hauptquelle des Erythropoetins in den Nieren liegt.

Doch wo und von welchen Zellen das Erythropoetin dort produziert wird, war unbekannt. „Eine Möglichkeit ist, dass Erythropoetin nur von spezialisierten Zellen erzeugt wird – ähnlich dem Insulin in den Betazellen der Bauchspeicheldrüse“, erklären Bjørt Kragesteen vom Weizmann Institute of Science in Israel und seine Kollegen. Denkbar wäre aber auch, dass verschiedene Zellen das Epo bei Bedarf und nur kurzzeitig freisetzen – auch das könnte erklären, warum die Quelle bisher nicht gefunden wurde.
„Verdächtige“ Zellgruppe in den Nieren
Jetzt ist es Kragesteen und seinem Team erstmals gelungen, die Erythropoetin-Fabriken des Körpers zu identifizieren. Für ihre Studie haben sie bei Mäusen verschiedene Nierenzelltypen mittels Fluoreszenzfärbung markiert und festgestellt, welche bei Sauerstoffmangel ungewöhnlich aktiv wurden. Dann analysierten sie die Genaktivität dieser Zellen und suchten nach Boten-RNA, die beim Ablesen der für Epo wichtigen Gene entsteht.