Sechs statt vier: Forscher haben erstmals das genetische Alphabet unsers Erbguts erweitert: Sie erzeugten Bakterien, die zwei zusätzliche, künstliche Basen in ihrer DNA tragen. Diese Errungenschaft eröffnet neue Möglichkeiten, bisher unbekannte Biomoleküle und Proteine zu erzeugen, berichten sie im Fachmagazin „Nature“.
Das Alphabet unseres Erbguts besteht aus vier Buchstaben, den Basen Guanin, Cytosin, Thymin und Adenin. Doch schon seit den späten 1990er Jahren arbeiten Forscher um Floyd Romesberg vom Scripps Research Institute im kalifornischen La Jolla daran, diesen genetischen Code zu erweitern. Sie suchten nach Molekülen, die als zusätzliche Basen fungieren und wie die natürlichen Basen von der Zellmaschinerie kopiert und abgelesen werden.
Das allerdings ist nicht einfach: Diese Moleküle müssen die richtige chemische Struktur besitzen, um sich nahtlos in die Doppelhelix des Erbguts einzufügen. Gleichzeitig müssen sie von den Enzymen der Zelle erkannt werden, die die Stränge der DNA teilen und wieder zusammensetzen und die den genetischen Code transkribieren. Und nicht zuletzt dürfen diese künstlichen Basen nicht von den Reparaturmechanismen der DNA als fremd erkannt und beseitigt werden.
Darmkeim mit erweitertem DNA-Code
Im Jahr 2008 war es dann soweit: Romesberg und seine Kollegen fanden zwei Moleküle, die sich als künstliche Basen eigneten. „Diese unnatürlichen Basenpaare funktionierten wunderbar im Reagenzglas, aber die große Herausforderung war es, sie auch in dem sehr viel komplexeren Umfeld einer lebenden Zelle funktionieren zu lassen“, erklärt Erstautor Denis Malyshev vom Scripps Research Institute. Genau dies ist den Forschern nun gelungen.