Hoffnung für Betroffene: Täglich eine Portion Erdbeeren könnte helfen, die Symptome von Morbus Crohn und Colitis ulcerosa zu lindern. Darauf deuten nun Versuche mit Mäusen hin. Bei diesen hemmte der Erdbeergenuss die Entzündungen im Darm und die damit verbundenen Schäden. Gleichzeitig verringerte das Obst die Zahl der entzündungsfördernden Immunzellen und -Botenstoffe im Darm. Ob diese „Erdbeer-Diät“ auch beim Menschen hilft, wollen die Forscher nun als nächstes testen.
Millionen Menschen weltweit leiden unter chronisch-entzündlichen Darmkrankheiten wie Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa. Allein in Deutschland gibt es gut 300.000 Betroffene dieser Autoimmunerkrankungen. Bei diesen lösen chronische Entzündungen der Darmschleimhaut Durchfall und Bauchschmerzen aus und können im Laufe der Zeit sogar die Darmwand schwer schädigen. Die Ursachen dieser Krankheiten sind bisher nur in Teilen geklärt. Demnach gibt es eine genetische Komponente, aber auch Umweltfaktoren wie Nanopartikel, Triclosan sowie die Darmflora könnten eine Rolle spielen.
Heilen lassen sich die entzündlichen Darmerkrankungen bisher nicht. Medikamente wie Cortison, aber auch gezielte Antikörpertherapien, können aber die Entzündungen hemmen. Doch auch eine bestimmte Ernährung kann helfen.
Pulver aus ganzen Erdbeeren
Ein Lebensmittel, das offenbar heilsam bei entzündlichen Darmerkrankungen wirkt, haben nun Forscher um Hang Xiao von der University of Massachusetts in Amherst identifiziert: Erdbeeren. Für ihre Studie hatten sie die Wirkung dieses Obstes an Mäusen getestet, die an einer induzierten chronischen Darmentzündung litten. Ein Teil dieser Mäuse erhielt mit dem Futter ein Pulver aus gefriergetrockneten ganzen Erdbeeren.
„Wenn man nur Extrakte und einzelne Verbindungen testet, bleiben eine Menge anderer wichtiger Inhaltsstoffe der Beeren auf der Strecke, darunter Ballaststoff-Fasern oder an sie geknüpfte phenolische Verbindungen, die sich durch Lösungsmittel nicht extrahieren lassen“, erklärt Xiao. Deshalb verabreichten er und seine Kollegen den Mäusen Komplettpulver, die in ihrer Dosis etwa einer Tasse frische Erdbeeren täglich bei einem Menschen entspricht.
Symptome und Immunreaktion gemindert
Das Ergebnis: Die Erdbeer-„Diät“ wirkte. „Die Erdbeeren besserte die Krankheitssymptome, verringerte die Schäden an den Darmgeweben der Mäuse und verhinderte die Verkürzung des Darms“, berichten die Forscher. „Auch die Menge der entzündungsfördernden Immunzellen in der Darmschleimhaut wurde durch die Gabe des Erdbeer-Komplettpulvers gesenkt.“
Als Folge litten die Mäuse nicht mehr unter blutigen Durchfällen und nahmen auch wieder an Körpergewicht zu, wie Xiao und seine Kollegen berichten. Im Laufe der Erdbeer-Diät begann sich zudem die Darmflora der Tiere zu normalisieren. „Die Zahl der Akkermansia- und Dorea-Bakterien sank, dafür nahm die Menge von Lactobacillus und Bifidobacillus zu“, so die Forscher. Dadurch wiederum normalisierte sich auch der Darmstoffwechsel und es wurden wieder mehr gesunde, kurzkettige Fettsäuren im Verdauungstrakt gebildet.
Wirkung auch beim Menschen?
Noch haben die Forscher diese heilsame Wirkung der Erdbeeren nur bei Mäusen nachgewiesen. Doch Xiao und seine Kollegen halten es für durchaus wahrscheinlich, dass auch menschliche Patienten mit chronischen Darmentzündungen vom Verzehr von Erdbeeren profitieren könnten. Sie wollen dies nun in ersten Tests mit Darmpatienten untersuchen.
Dass die Ernährung bei Morbus Crohn und Colitis ulcerosa eine wichtige Rolle spielt, ist schon länger bekannt. „Der bewegungsarme Lebensstil und die Ernährungsgewohnheiten vieler Menschen hier bei uns – viel Zucker, viel tierisches Fett, aber wenig Ballaststoffe – könnten zu chronischen Darmentzündungen beitragen“, sagt Xiao.
Sollte sich nun der Effekt der Erdbeeren bestätigen, dann hätten Betroffene eine weitere Möglichkeit, ihr Leiden durch einfache Maßnahmen zumindest zu lindern – schon eine Dreiviertel Tasse voller Erdbeeren am Tag könnte dafür ausreichen. Allerdings sollten Darmpatienten immer erst Rückspräche mit ihrem Arzt halten, weil Erdbeeren auch Allergien auslösen können, betonen die Forscher. (American Chemical Society 256th National Meeting, 2018)
(American Chemical Society, 21.08.2018 – NPO)