Farben statt nur Grau in Grau: In Zukunft könnte eine Gentherapie Menschen mit Achromatopsie helfen – einer erblichen Form der kompletten Farbenblindheit. In einer ersten Pilotstudie hat sich die Injektion von Ersatzgenen für den Gendefekt jetzt als sicher und verträglich erweisen. Die Probanden konnten dadurch auch schon schärfer und farbiger sehen. Wird diese Gentherapie schon im Kindesalter durchgeführt, könnte dies den Betroffenen das Farbensehen sogar ganz zurückgeben.
Während bei der Rot-Grün-Schwäche nur einige Farbtöne ununterscheidbar werden, erscheint die Welt für Menschen mit Achromatopsie komplett farblos. Wer unter dieser erblichen Form der kompletten Farbenblindheit leidet, kann nur noch Grautöne sehen und auch diese oft nur unscharf. Der Grund dafür: Wegen eines Gendefekts funktionieren bestimmte Ionenkanäle in den Zapfen der Netzhaut nicht mehr – dadurch fallen diese für das Farbensehen und das scharfe Sehen bei Tage zuständigen Sehzellen aus. Ein Heilmittel gibt es bisher nicht.
Ersatzgen in die Netzhaut eingeschleust
Doch nun gibt es neue Hoffnung für Menschen mit Achromatopsie: Ein Forscherteam um Dominik Fischer vom Universitätsklinikum Tübingen hat eine Gentherapie entwickelt, die den Gendefekt bei rund einem Drittel der Achromatopsie-Patienten reparieren könnte. Für diese Therapie wird die intakte Genkopie in das Erbgut eines Adenovirus eingebaut, das als Genfähre dient und das Reparaturgen in die Netzhautzellen bringt.
Wie sicher und verträglich diese gentherapeutische Behandlung ist, haben die Wissenschaftler nun erstmals in einer kleinen Pilotstudie mit Achromatopsie-Patienten getestet. Dafür bekamen neun erwachsene Patienten mit diesem Erbleiden die Trägerviren samt Genersatz unter die Netzhaut eines Auges injiziert. Dann wurde ihre Sehkraft und der Zustand ihres Auges mehrfach im Laufe der folgenden zwölf Monate untersucht.