Das Ebola-Virus hat amerikanischen Boden erreicht: Ein aus Liberia kommender Reisender entwickelte Ebola-Symptome, nachdem er in Dallas gelandet war. Labortests haben inzwischen bestätigt, das es sich um Ebola handelt, wie die Centers for Disease Control and Prevention (CDC) gestern mitteilten. Der Patient wird isoliert, mögliche Kontaktpersonen werden kontaktiert.
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Der Patient war am 20. September aus Liberia kommend am Flughafen Dallas gelandet – noch symptomfrei, wie die Behörden mitteilen. Vier Tage später jedoch zeigten sich erste Anzeichen einer Krankheit und der Patient wendete sich am 26. September an ein Krankenhaus in Dallas. Als sich zwei Tage später ebolatypische Symptome zeigten, wurde er stationär aufgenommen und isoliert, Blutproben wurden an die CDC zur Analyse geschickt. Diese hat nun die Diagnose Ebola bestätigt und ein Team nach Dallas geschickt, um bei weiteren Maßnahmen zu helfen.
„Besorgniserregend, aber kein Grund zur Panik“
Die CDC räumt ein, dass schon ein einziger Fall von Ebola in den USA Anlass zur Besorgnis ist, betont aber, dass es keinen Grund zur Befürchtung gibt, dass nun die Seuche auch in den USA ausbrechen könnte. „Es ist ein großer Unterschied zwischen den USA und den Teilen Westafrikas, in denen sich Ebola ausbreitet“, betont CDC-Leiter Tom Frieden. Das US-Gesundheitssystem und die für die öffentliche Gesundheit Verantwortlichen seien gut gerüstet, eine Ausbreitung zu verhindern.
Ansteckung nicht unmöglich
Die CDC ist nun dabei, die Menschen ausfindig zu machen und zu kontaktieren, mit denen der Patient auf dem Flug und danach in Kontakt stand. Allerdings halten die Mediziner es für eher unwahrscheinlich, dass sich ein Mitpassagier angesteckt haben könnte. Da das Ebola-Virus durch Körperflüssigkeiten übertragen wird und dies erst nach Ausbruch der Krankheit, sei der Patient während des Fluges wahrscheinlich noch nicht ansteckend gewesen.
„Es ist zwar nicht unmöglich, dass es in den nächsten Wochen zusätzliche Fälle geben könnte, die mit diesem Patienten in Verbindung stehen, ich habe aber keine Zweifel, dass wir dies eingrenzen können“, so Frieden. Zudem sei dies nicht der erste Fall von importierten Virenkrankheiten wie Ebola in den USA, in den letzten zehn Jahren gab es einen Fall von Marburg und vier Fälle mit Lassafieber, so die CDC. Bei keinem sei eine Übertragung vom Ausgangspatienten auf andere aufgetreten.
Ausmaß der Epidemie wird eher unterschätzt
In Westafrika sind inzwischen mehr als 6.500 Fälle von Ebola gemeldet, 3.091 Menschen sind bereits an der Viruserkrankung gestorben. Sechs Monate nach Ausbruch der Epidemie hat die Weltgesundheitsorganisation WHO eine erste Bilanz gezogen. Dieser Ausbruch ist demnach der langanhaltendste und umfangreichste in der Geschichte. Zudem sei es das erste Mal, dass das Virus auch große Städte erreicht hat.
Nach Ansicht der WHO-Experten wird das Ausmaß der Epidemie nach wie vor eher unterschätzt, die Dunkelziffer der Betroffenen sei erheblich. „Geht die momentane Rate der Ansteckungen so weiter, könnten in vier Wochen zwischen 2.500 und 5.000 neue Fälle pro Woche auftreten – wenn nichts getan wird“, heißt es auf der Website der WHO. Dennoch sei die Lage nicht hoffnungslos. Noch immer aber mangelt es in den Seuchengebieten an Kliniken, Laboren und medizinischem Personal. Vor allem in Liberia müssen die wenigen Behandlungszentren die meisten Patienten wegschickten.
UN sendet Ebola-Experten nach Ghana
In einigen Gebieten von Sierra Leone, Liberia und Guinea gibt es Anzeichen dafür, dass die Ausbreitung des Virus gestoppt wurde, dort sinkt die Zahl der neuen Fälle. Im Senegal und in Nigeria sind 21 Ebola-Fälle gemeldet worden, die Ansteckung weiterer Kontaktpersonen soll aber unterbunden worden sein. In der Demokratischen Republik Kongo hat es 70 Ebolafälle gegeben, dieser Ausbruch sei aber unabhängig von der Epidemie im Rest Westafrikas, berichtet die WHO.
Inzwischen hat die UNO ein Einsatzteam nach Ghana geschickt, um zu verhindern, dass sich die Epidemie auch in dieses Land ausbreitet. „Dies ist das erste Mal in der Geschichte, dass die UN eine Mission wegen einer Krise der öffentlichen Gesundheit aussendet“, heißt es in einer Erklärung. Die UN Mission for Ebola Emergency Response (UNMEER) wird in der Stadt Accra stationiert sein und soll die Regierung Ghanas bei Maßnahmen zum Schutz der Bevölkerung vor Ebola unterstützen.
Mehr Informationen und Updates zu Ebola finden Sie in unserem Special: Ebola – eine Seuche breitet sich aus
(CDC, WHO, 01.10.2014 – NPO)