Medizin

Erster MERS-Fall in Thailand

Dennoch keine akute Ansteckungsgefahr für Touristen

MERS-CoV Viren unter dem Elektronenmikroskop © NIH/NIAID

Die Epidemie mit dem MERS-CoV –Virus breitet sich weiter aus. Jetzt ist auch in Thailand ein erster MERS-Fall aufgetreten. Der Patient hat sich wahrscheinlich im Nahen Osten angesteckt – dem Ursprung der aktuellen Infektionswelle. Für Touristen bestehe jedoch keine akute Ansteckungsgefahr, erklären Experten der Gesellschaft für Virologie (GfV). Nach wie vor sei das Virus nur bei sehr engem Kontakt von Mensch zu Mensch übertragbar.

Das MERS-Coronavirus (MERS-CoV) grassiert seit einigen Jahren vor allem im Nahen Osten, wo es wahrscheinlich von Dromedaren auf den Menschen überging. Von Mensch-zu-Mensch ist das Virus zwar nur wenig ansteckend, bei engem Körperkontakt, etwa zwischen Pflegern und Infizierten, ist eine Übertragung aber möglich. Das Virus befällt die Atemwege und kann bei schweren Verläufen Lungenentzündung und Nierenversagen verursachen. In bis zu 40 Prozent der Fälle endet dies tödlich.

Erst Korea, jetzt Thailand

Seit Mai 2015 hat sich die MERS-Epidemie auch bis nach Südkorea ausgebreitet, eingeschleppt von einem Reisenden. Dort erkrankten bisher 165 Menschen, 24 starben. Das relativ große Ausmaß der Infektionen in Südkorea führen Experten vor allem auf landesspezifische Bedingungen zurück: „Hierbei spielt beispielsweise das in Südkorea etablierte System der Pflege von Patienten durch Angehörige eine Rolle sowie die verzögerte Diagnose des Indexfalls“, erläutert der Virologe Christian Drosten vom Universitätsklinikum Bonn.

Erstmals ist jetzt auch in Thailand ein MERS-Fall aufgetreten. Die MERS-Infektion wurde vom thailändischen Gesundheitsminister Rajata Rajatanavin bestätigt. Bei dem Betroffenen handelt es sich um einen Patienten aus dem arabischen Raum, er hat sich daher vermutlich dort angesteckt. „Mit dem Ausbruch in Südkorea steht dieser Fall nicht in Verbindung“, betont Drosten.

Ansteckungsgefahr eher gering

Nach Angaben der Gesellschaft für Virologie spricht bisher nichts dafür, dass das MERS-Virus ansteckender geworden ist oder inzwischen besser von Mensch-zu-Mensch übertragen werden kann. „Aufgrund der uns vorliegenden Daten der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und Einrichtungen Südkoreas sehen wir derzeit keinen Anlass, unsere Einschätzung der Gefahrenlage zu ändern“, so der Coronavirus-Spezialist Drosten.

„Das Oberflächenprotein, mit dem das Virus an die Zellen andockt und eindringt, hat sich nicht verändert“, so der GfV-Experte. „Dies lässt den Schluss zu, dass auch die Übertragbarkeit des Virus unverändert ist.“ Zu diesem Schluss kamen Virologen, nachdem sie unter anderem die Genomsequenzen der MERS-Viren in Südkorea mit denen ähnlicher Ausbrüche in arabischen Ländern verglichen hatten. Demnach ist auch das koreanische Virus kein neuer Stamm, sondern Teil der Virenpopulation, die zurzeit im arabischen Raum zirkuliert.

Ob dies auch für das jetzt in Thailand aufgetauchte Virus gilt, müssen Analysen allerdings noch zeigen. Zumindest in Südkorea haben die Neuerkrankungen inzwischen deutlich abgenommen. „Wir hoffen, dass es den Ärzten vor Ort gelingt, den Ausbruch schon bald zu stoppen“, sagt Thomas Mertens von der Universitätsklinik Ulm.

(Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften / Gesellschaft für Virologie, 19.06.2015 – NPO)

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