Medizin

Erstes Kind aus transplantierter Gebärmutter geboren

Erfolgreiche Schwangerschaft einer Frau mit gespendetem Uterus

Der Mediziner Mats Brännström bereitet sich auf den Kaiserschnitt vor © Universität Göteborg

Geboren aus fremdem Mutterleib: Zum ersten Mal hat eine Frau ein Kind geboren, der zuvor die Gebärmutter einer Spenderin eingepflanzt worden war. Weltweit hat es erst elf Uterus-Transplantationen gegeben, dies ist nun die erste erfolgreiche Schwangerschaft mit einem solchen Spenderorgan. Damit bekommen auch Frauen eine Chance auf Nachwuchs, denen beispielsweise wegen einer Krebserkrankung der eigene Uterus entfernt werden musste.

Nieren, Leber und Herzen – diese lebenswichtigen Organe werden heute am häufigsten transplantiert. Die Gebärmutter einer Frau muss zwar relativ häufig wegen Krebstumoren oder anderer Erkrankungen entfernt werden, doch sie ist nicht lebensnotwendig, auch ohne Uterus kann eine Frau gut weiterleben. Allerdings: Eigene Kinder kann sie dann nicht mehr bekommen.

Gebärmutter von Lebensspenderinnen

Unter anderem deshalb forschen Mediziner der Universität Göteborg um Mats Brännström schon seit 1999 an Möglichkeiten, Gebärmütter von Organspenderinnen zu transplantieren. Inzwischen erhielten im Rahmen dieses Projekts bereits neuen Frauen einen neuen Uterus, meist als Lebendspende von ihren Müttern oder anderen nahen Angehörigen. Sieben davon unterzogen sich Anfang 2014 einer künstlichen Befruchtung, bei der ihre Eizellen mit den Spermien ihres Mannes außerhalb des Körpers befruchtet und die befruchtete Eizelle dann in die transplantierte Gebärmutter eingesetzt wurde.

Eine der Frauen, Mitte 30-jährig, wurde erfolgreich schwanger – nur etwas mehr als ein Jahr nach ihrer Uterus-Transplantation, wie die Forscher berichten. „Es gab einige Befürchtungen, dass die Blutversorgung des Fötus nicht richtig funktionieren würde, weil wir die Gefäße der Mutter ja mit der neuen Gebärmutter verbinden mussten“, sagt Brännström. Doch die Schwangerschaft verlief normal, obwohl die Mutter wie alle Transplantierten noch immununterdrückende Medikamente einnehmen musste, um eine Abstoßung des Organs zu verhindern.

Die erste erfolgreiche Geburt nach einer Uterus-Transplantation© Universität Göteborg

Erfolgreiche Geburt durch Kaiserschnitt

Anfang September 2014 dann musste das Kind mittels Kaiserschnitt etwas verfrüht in der 32. Woche auf die Welt geholt werden, weil die Mutter Präeklampsie entwickelte, eine bei Schwangeren häufiger auftretende Blutdruckstörung. Dennoch waren Mutter und Kind wohlauf, wie die Mediziner berichten. Das Neugeborene sei mit rund 1.775 Gramm für sein Alter völlig normal entwickelt. „Das Baby schrie sofort los und hat keine weitere medizinische Betreuung benötigt außer der normalen Beobachtung auf der Frühgeborenen-Station“, berichtet Brännström. „Mutter und Kind sind inzwischen zu Hause.“

Der kleine Junge ist damit nun das erste Neugeborene, das im Mutterleib in einer transplantierten Gebärmutter heranwuchs. „Dies gibt uns den wissenschaftlichen Beweis, dass eine Uterus-Transplantation genutzt werden kann, um eine uterusbedingte Unfruchtbarkeit zu behandeln“, konstatieren die Forscher. Zudem belege dies, dass solche Transplantationen nach einer Lebendspende machbar seien, sogar dann, wenn wie in diesem Fall, die 61-jährige Spenderin schon jenseits der Menopause sei. (The Lancet, 2014; doi: 10.1016/S0140-6736(14)61728-1)

(Universität Göteborg, 08.10.2014 – NPO)

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