Medizin

EU: Weniger Aids-Fälle, mehr HIV-Infektionen

Antiretrovirale Therapie zeigt Wirkung

Die Zahl neu diagnostizierter AIDS-Fälle in 2003 ist in der EU25 auf insgesamt 6.441 Fälle gesunken. Das sind 24 Prozent weniger als in 2002. Neu gemeldete HIV-Infektionen hingegen zeigen einen deutlichen Aufwärtstrend. Zu diesem Ergebnis kommt ein Bericht von Eurostat, dem Statistischen Amt der EU, der anlässlich des Welt-AIDS-Tages am 1. Dezember veröffentlicht wurde.

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Seit 1994, als über 25.000 AIDS-Neuerkrankungen diagnostiziert wurden, ist die Zahl der Fälle kontinuierlich zurückgegangen. Grund dafür ist laut Eurostat vor allem der verstärkte Einsatz der hochaktiven antiretroviralen Therapie (HAART) seit Mitte der 90er Jahre.

Während die Zahl neu diagnostizierter AIDS-Fälle in der EU25 weiterhin abnimmt, lässt sich bei neu gemeldeten HIV-Infektionen ein Aufwärtstrend beobachten. Allerdings sind die Daten zu HIV-Neuinfektionen nur bedingt aussagekräftig, da sie je nach Land auf verschiedenen Test- und Meldestrukturen beruhen. Zudem sind die Meldesysteme in einigen Ländern nach wie vor unvollständig. In diesem Zusammenhang lässt sich für die 17 Mitgliedstaaten, von denen Daten vorliegen (7.641 Fälle in 1996 und 13.257 in 2003), ein Anstieg von fast 75 Prozent feststellen.

2003 entfielen etwa die Hälfte aller AIDS-Neuerkrankungen in der EU25 auf zwei Mitgliedstaaten: Italien (1.759 neue Fälle) und Spanien (1.363). Die Inzidenzrate für die EU25 wurde auf 14,2 Fälle je eine Million Einwohner geschätzt. Den höchsten nationalen Einzelwert meldete Portugal mit 78,6 Fällen je eine Million Einwohner. Die niedrigsten Raten wiesen die Slowakei (0,4) und die Tschechische Republik (0,8) auf.

Anteil der Infektion durch heterosexuelle Kontakte wächst

Nach Infektionswegen betrachtet waren 2003 etwas mehr als 40 Prozent aller neu diagnostizierten AIDS-Fälle in der EU25 auf heterosexuelle Kontakte, etwa ein Drittel auf intravenösen Drogengebrauch und knapp 20 Prozent auf homo- bzw. bisexuelle Kontakte zurückzuführen. Andere Infektionswege wie Mutter-Kind-Übertragung, Bluttransfusionen und Hämophilie/Gerinnungsstörung, machten dagegen nur rund acht Prozent aller Erkrankungen aus.

Im Vergleich zu 1985 hat sich das Verhältnis der drei wichtigsten Infektionswege untereinander deutlich verschoben. Damals wurde nur rund ein Zehntel aller neuen Fälle durch heterosexuelle Kontakte ausgelöst, etwa 60 Prozent durch Kontakte zwischen homosexuellen oder bisexuellen Männern und circa 15 Prozent durch Drogengebrauch.

Mit einem Anteil von mehr als Zweidritteln aller 2003 in der EU25 neu diagnostizierten Fälle sind Männer weiterhin stärker betroffen als Frauen. Das zunehmende Gewicht der Infektion durch heterosexuelle Kontakte schlägt sich jedoch darin nieder, dass der Anteil von Frauen an neu diagnostizierten Fällen im Zeitraum 1985-2003 gewachsen ist und mittlerweile bei 27 Prozent liegt (1985: zehn Prozent).

(EU-Kommission, Eurostat, 29.11.2004 – DLO)

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