Potente Droge: In Europa konsumierte Cannabis-Produkte sind in den vergangenen Jahren offenbar immer stärker geworden. Wie eine Studie zeigt, hat der Gehalt des psychoaktiven Wirkstoffs THC bei Marihuana und Haschisch drastisch zugenommen – schuld daran sind wahrscheinlich veränderte Produktionsmethoden in Herstellungsländern wie Marokko. Diese Entwicklung mache die Drogen potenziell gefährlicher, warnen die Forscher.
Cannabis ist eine berauschende Droge, die inzwischen zwar vermehrt auch zu therapeutischen Zwecken eingesetzt wird – aber auch erhebliche Nebenwirkungen hat. So kann der langfristige Konsum unter anderem zur Abhängigkeit sowie zu einem erhöhten Risiko für Psychosen und Erkrankungen wie Osteoporose führen. Verantwortlich dafür ist vor allem das die Rauschwirkung auslösende Tetrahydrocannabinol, kurz THC.
Wissenschaftler um Tom Freeman von der University of Bath haben nun herausgefunden, dass diese von Cannabis-Produkten ausgehenden Risiken deutlich zugenommen haben. Denn offenbar sind Marihuana und Haschisch in den vergangenen Jahren immer stärker geworden.
Erheblicher Anstieg
Für ihre Untersuchung werteten Freeman und seine Kollegen in Zusammenarbeit mit der europäischen Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht in Lissabon Daten aus 28 EU-Mitgliedsstaaten sowie aus Norwegen und der Türkei aus. Dabei analysierten sie den THC-Gehalt von polizeilich beschlagnahmtem Cannabis.
Die Ergebnisse zeigen: Der Wirkstoffgehalt von Marihuana ist zwischen 2006 und 2016 von fünf auf zehn Prozent angestiegen. Auch bei Haschisch-Produkten war eine deutliche Zunahme der THC-Konzentration zu verzeichnen. Hier stieg der Gehalt zwischen 2006 und 2011 zunächst von acht auf zehn Prozent und nahm in den folgenden Jahren noch einmal drastisch zu. Demnach liegt der THC-Gehalt von Haschisch inzwischen im Schnitt bei rund 17 Prozent.
„Potenziell schädlicher“
Als Grund für den erhöhten THC-Gehalt im Haschisch vermuten die Forscher veränderte Produktionsmethoden im Hauptherstellungsland Marokko, aber auch in europäischen Ländern. „Wir sehen, dass THC im Cannabis zunimmt und die Droge somit potenziell schädlicher wird“, konstatiert Freeman. Diese Entwicklung sei besonders deshalb problematisch, weil der Preis für Haschisch nicht im selben Maße angestiegen sei wie seine THC-Konzentration.
„Besonders auf dem illegalen Markt sind solche Veränderungen für die Forschung nur schwer erfassbar – und entsprechend schwierig ist es für die Politik, dort wirksam einzugreifen“, schließt der Forscher. (Addiction, 2018; doi: 10.1111/add.14525)
Quelle: University of Bath