Versteckte Spätfolge: Isst der Vater eines Kindes vor der Zeugung viel Fastfood, kann das die spätere Gesundheit des Nachwuchses beinträchtigen. Das legen nun Studien mit Ratten nahe. Demnach verursacht die ungesunde Ernährungsweise Veränderungen am Erbgut der Spermien – und diese werden an das Kind weitergegeben. Das bedeutet: Schon lange vor Geburt eines Kindes prägen die Eltern dessen spätere Gesundheit – auch durch ihre Ernährung.
Die entscheidenden Weichen für die Gesundheit eines Menschen werden nicht erst ab seiner Geburt gestellt. Mehr und mehr zeigt sich, dass schon Einflüsse im Mutterleib eine wichtige Rolle spielen. So kann eine Belastung der Mutter mit Abgasen, Weichmachern und andern Umweltgiften beim Kind später Verhaltensauffälligkeiten, Übergewicht und Asthma fördern. Doch auch der Vater hat offenbar einen Anteil an dieser „fetalen Programmierung“, wie inzwischen erste Studien belegen.
Fastfood beim Vater – Stoffwechselstörungen beim Kind
Dass sich sogar die Ernährung des Vaters vor der Zeugung auf die spätere Gesundheit des Nachwuchses auswirkt, haben nun Berthold Hocher von der Universität Potsdam und sein Team festgestellt. Für ihre Studie hatten sie Rattenmännchen mit einer fett-, zucker- und salzreichen Kost gefüttert – dem Äquivalent einer Fastfood-lastigen Ernährung bei einem Menschen. Nach Zeugung und Geburt des Nachwuchses untersuchten sie, ob dies in Stoffwechsel und Organen bei den Rattenjungen Spuren hinterlassen hatte.
Das Ergebnis: Der Nachwuchs der Fastfood-Väter war im Schnitt größer und schwerer als der der normal ernährten Rattenmännchen. Zudem wiesen die Rattenjungen Veränderungen der Leber und der Bauchspeicheldrüse auf, die auf einen veränderten Zucker- und Fettstoffwechsel hindeuteten, wie die Forscher berichten. Die weiblichen Jungtiere entwickelten später eine gestörte Glucosetoleranz – und damit eine Vorstufe des Diabetes.
DNA-Anlagerungen verändert
„Die hier zugrunde liegenden Mechanismen sind ernährungsabhängige Veränderungen in den Spermien der ungesund ernährten Vatertiere“, erklärt Hocher. Wie er und sein Team feststellten, bewirkt die Fastfood-Ernährung des Vaters Veränderungen bei DNA-Anlagerungen, die das Ablesen bestimmter Gene verhindern. Diese epigenetischen Veränderungen fanden sich auch im Erbgut der Spermien – und wurden bei der Zeugung an den Nachwuchs weitergegeben.
Die positive Nachricht: Es gibt offenbar eine Möglichkeit zu verhindern, dass die Ernährungsfehler des Vaters auf die Nachkommen wirken. Als die Forscher den Rattenweibchen während der Schwangerschaft Folsäure verabreichten, kamen ihre Jungen ohne die Stoffwechselstörungen zur Welt – auch wenn die Väter zuvor ungesunde Kost erhalten hatten. Beim Menschen wird dieses Vitamin ohnehin den meisten Schwangeren verschrieben, weil ein Folsäure-Mangel eine Spina bifida – einen offenen Rücken – beim Kind auslösen kann. (Diabetologia, 2018; doi: 10.1007/s00125-018-4635-x)
(Universität Potsdam, 24.05.2018 – NPO)