Brisantes Timing: Während die EU über eine Zulassungsverlängerung für das umstrittene Herbizid Glyphosat berät, bestätigt eine Studie dessen Schadwirkung auf Amphibien – und möglicherweise andere Organismen. Demnach verursacht Glyphosat schon in geringen Konzentrationen massive Fehlbildungen bei Kaulquappen. Dies gilt auch für den reinen Wirkstoff ohne weitere chemische Zusätze. Sogar am weltweiten Amphibiensterben könnte das Mittel mitschuld sein, wie das Team erklärt.
Glyphosat ist eines der weltweit am häufigsten eingesetzten Herbizide – doch der Unkrautvernichter ist stark umstritten. Denn seit Jahren mehren sich die Hinweise darauf, dass die Substanz für Mensch und Tier schädlich sein könnte. So steht Glyphosat unter anderem in Verdacht, nervenschädigend und krebserregend zu sein und den Hormonhaushalt zu stören. 2022 wies ein Forschungsteam der Universität Ulm zudem nach, dass ein gängiges Glyphosat-Spritzmittel massive Fehlbildungen bei Amphibienlarven hervorruft.

Unklar blieb dabei jedoch, ob das Glyphosat für die Fehlbildungen verantwortlich ist oder ob Zusatzstoffe des Spritzmittels oder erst die Kombination aus beidem die Schadwirkung verursachte. 2017 wurde die Zulassung von Glyphosat in der EU trotz der strittigen Studienlage noch einmal um fünf Jahre verlängert.
Krallenfroschlarven im Herbizidtest
Jetzt liefert ein neues Experiment Klarheit. In diesem testete ein Team um Hannah Flach von der Universität Ulm, wie sich verschiedene Konzentrationen reinen Glyphosats ohne Zusatzstoffe auf die Entwicklung von Krallenfroschlarven (Xenopus laevis) auswirkt. Dafür ließen sie die Froschlarven in Wasser mit Glyphosat-Gehalten von 0,1 Milligramm pro Liter bis zu 243 Milligramm pro Liter aufwachsen – Konzentrationen, wie sie weltweit auch in natürlichen Gewässern zu finden sind.