Wer zu viel Fett mit sich herumschleppt, lebt ungesund, so viel ist klar. Aber auch zu wenig Fett kann schaden. Wie amerikanische Forscher in der Fachzeitschrift Current Biology berichten, spielen die winzigen Fetttröpfchen in den Zellen eine wichtige Rolle für die Regulation von überschüssigen Proteinen im Körper.
Wissenschaftler um den Biologen Steven Gross vom University College in Irvine untersuchten die Fetttröpfchen in den Zellen von Fruchtfliegen, die denen in Säugetieren stark ähneln. Sie nutzten die Massenspektrometrie um herauszufinden, ob und welche Proteine sich in diesen Tröpfchen in verschiedenen Entwicklungsstadien der Fliegen befinden.
DNA-Hüllprotein im Fett gelagert
Das Ergebnis war überraschend: Sie entdeckten Histone in den Tröpfchen, Proteine, die normalerweise eine Hülle um die DNA im Zellkern bilden und entscheidend an der Faltung der Erbsubstanz beteiligt sind. Obwohl die Histone außerhalb des Zellkern keinerlei Funktion zu haben scheinen, fanden die Forscher rund die Hälfte des gesamten zellulären Histonvorrats in den Fetttröpfchen eingelagert.
Interessanterweise verringerte sich die Menge der eingelagerten Histone während der Entwicklung des Fliegenembryos von frühen zu späteren Stadien – ein Zeichen, dass die Histone aus den Tröpfchen in den Zellkern wanderten, wo sie gebraucht wurden. Nach Ansicht der Forscher dienen die Tröpfchen dabei als eine Art Vorratslager, wo die Proteine aufbewahrt werden, bis sie benötigt werden. Gleichzeitig könnte diese Art der Lagerhaltung auch verhindern, dass die überschüssigen Proteine in der Zelle Schäden anrichten.
Sicheres Lager für schädliche Proteine?
„Wir waren überrascht festzustellen, dass diese Tröpfchen ein Mechanismus für das Aufräumen überschüssiger Proteine zu sein scheinen, bevor diese Schaden anrichten“, erklärt Gross. „Es gibt keinen Zweifel daran, dass große Mengen an Fett den Körper belasten. Aber jetzt gibt es auch wachsende Belege dafür, dass Fett auch wichtig ist, um uns gesund zu erhalten.“ Gross und seine Kollegen sind der Ansicht, dass die Fetttröpfchen nicht nur als Lager für Histone, sondern auch für andere Proteine dienen. Das könnte auch Hinweise darauf geben, welche Rolle Fett bei Krankheiten spielt, bei denen viele überschüssige oder fehlgebildete Proteine gebildet werden.
„In Prionenerkrankungen wie BSE sind Proteine im Gehirn missgebildet“, erklärt Gross. „Sie klumpen zusammen und sammeln sich im Hirngewebe an. Obwohl wir bisher keinen Belege dafür haben, dass Fetttröpfchen hier helfen könnten, sind Prionenerkrankungen ein Bereich, den wir näher erkunden könnten um zu sehen, ob und wie die Tröpfchen schädliche Proteine aus dem Weg schaffen.“ Gross betont jedoch, dass klinische Tests zunächst belegen müssen, ob die Speicherung von Proteinen in den Fetttröpfchen tatsächlich eine wichtige Rolle für die menschliche Gesundheit spielt oder nicht.
(University College Irvine, 20.09.2006 – NPO)