Das Innenohr beherbergt eine Art Bio-Batterie, die künftig kleine Implantate oder Hörprothesen mit Energie versorgen könnte. Ein erster Schritt in diese Richtung ist US-Forschern jetzt gelungen: Sie haben mit Hilfe winziger Elektroden und speziell designter Chips erstmals die elektrische Spannung dieser Bio-Batterie bei Meerschweinchen angezapft und damit einen Mini-Sender betrieben.
Auf das Hörvermögen der Tiere hatte der Eingriff offenbar keinen Einfluss, berichtet das Team. Allerdings war die Leistung, die die Batterie erbrachte, noch sehr gering – für praktische Anwendungen müsse das System noch deutlich optimiert werden, betonen Patrick Mercier vom Massachusetts Institute of Technology (MIT) und seine Kollegen. Dann allerdings könnte es beispielsweise zur Energieversorgung von Cochlea-Implantaten eingesetzt werden, die manchen Gehörlosen das Hören ermöglichen, schreiben die Forscher im Fachmagazin „Nature Biotechnology“.
Körpereigene Batterie für den Hörvorgang
Der Körper nutzt die Ohr-Batterie, um die Schallwellen im Innenohr in elektrische Nervenimpulse umzuwandeln. Sie besteht prinzipiell aus zwei Hohlräumen im Bereich der Hörschnecke, die mit zwei verschiedenen Flüssigkeiten gefüllt und von einer Membran getrennt sind. Die Konzentrationen an geladenen Teilchen in diesen beiden Flüssigkeiten – der Endolymphe und der Perilymphe – sind unterschiedlich. Deshalb streben sie danach, diesen Ladungsunterschied auszugleichen. Als Folge bildet sich an der Membran eine elektrische Spannung von etwa 70 bis 100 Millivolt. Aufrechterhalten wird sie von spezialisierten Pump-Eiweißen, die in die Trennmembran eingelassen sind.
Will man diese Spannung nutzen, ist es von entscheidender Bedeutung, die anatomischen Strukturen nicht zu verletzen – zum einen, weil das den Hörvorgang beeinträchtigen würde und zum anderen, weil dann der elektrochemische Gradient nicht aufrechterhalten werden kann, wie die Forscher erläutern. Deswegen entschieden sie sich, für ihren Prototypen sehr dünne Glaselektroden zu verwenden, die sie durch natürliche Öffnungen in die beiden Flüssigkeitsreservoirs der Meerschweinchenohren einführten. Die Tiere wurden deswegen als Modell gewählt, weil ihr Innenohr dem des Menschen stark ähnelt.