Medizin

Frühere Pubertät durch gezuckerte Getränke?

Trinken Mädchen viel Limonade, bekommen sie ihre erste Menstruation früher

Gezuckerter Eistee und Limonaden machen dick und beeinflussen sogar die weiblichen Hormone © iStock.com

Unwillkommener Nebeneffekt: Gezuckerte Getränke beeinflussen den Hormonhaushalt junger Mädchen und beschleunigen den Beginn ihrer Pubertät, wie eine Studie zeigt. Demnach reichen schon eineinhalb Gläser Limonade täglich aus, um die erste Menstruation von Mädchen um fast drei Monate nach vorne zu verschieben. Das klingt wenig, kann sich aber auf das spätere Brustkrebsrisiko auswirken, warnen Forscher im Fachmagazin „Human Reproduction“.

Das Alter, in dem Mädchen ihre erste Menstruation bekommen, sinkt seit rund hundert Jahren stetig ab. So lag der Zeitpunkt der sogenannten Menarche im 19. Jahrhundert noch zwischen dem 12. und 18. Lebensjahr, heute liegt er bereits zwei Jahre früher. Und er rückt immer weiter vor, pro Jahrzehnt um drei bis vier Monate. Das erscheint zwar eher harmlos, Studien belegen aber, dass ein früher Beginn der Menstruation das Brustkrebsrisiko später im Leben deutlich erhöht – immerhin um fünf Prozent für jedes Jahr früher.

Sind gezuckerte Getränke schuld?

Warum aber kommen Mädchen heute früher in die Pubertät? „Die Gründe dafür sind bisher weitestgehend unbekannt“, erklärt Studienleiterin Karin Michels von der Harvard Medical School in Boston. Eine Ursache ist aber wahrscheinlich die Ernährung. Weil das weibliche Geschlechtshormon Östrogen auch im Körperfett produziert wird, können Fettpölsterchen und Übergewicht den Beginn der Pubertät beschleunigen.

Michels und ihre Kollegen haben nun noch einen anderen möglichen Auslöser untersucht: gezuckerte Getränke. Denn auch das als Reaktion auf den Zucker ausgeschüttete Insulin kann den Hormonhaushalt beeinflussen und den Östrogenspiegel steigen lassen. Für ihre Studie folgten die Forscher dem Werdegang von 5.583 Mädchen zwischen neun und 14 Jahren über fünf Jahre hinweg. Neben der Ernährung, dem Gewicht und anderen Gesundheitsfaktoren untersuchten sie, wie viele Gläser gezuckerter Limonaden die Mädchen pro Tag tranken und wann ihre Periode einsetzte.

Effekt schon bei eineinhalb Gläsern pro Tag

Das Ergebnis: Die Mädchen, die mehr als eineinhalb Gläser gezuckerter Getränke pro Tag tranken, hatten ihre erste Menstruation im Durchschnitt 2,7 Monate früher als diejenigen, die nur zwei Gläser pro Woche tranken. Ihre Pubertät begann im Durchschnitt mit 12,8 Jahren statt mit gut 13 Jahren. Fruchtsäfte mit natürlicher Süße und Diät-Drinks wirkten sich demgegenüber nicht auf den Zeitpunkt der ersten Menstruation aus.

Der tatsächliche Einfluss der gezuckerten Getränke könnte sogar noch weit größer sein, betont Michels. Denn eineinhalb Gläser Limonade seien eher wenig verglichen mit dem, was viele Kinder und Jugendliche in den USA und Europa tatsächlich an gezuckerten Getränken zu sich nehmen. Der Effekt der Limonaden auf die Menarche war unabhängig vom Körpergewicht, der Ernährung, Sport oder anderen Einflussfaktoren, wie die Forscher berichten.

Ein Argument mehr gegen Limonade

„Unsere Studie verschärft die Sorge über den zunehmenden Konsum gezuckerte Getränke durch Kinder und Jugendliche“, sagt Studienleiterin Karin Michels von der Harvard Medical School in Boston. Denn die Limonaden gelten als eine der Hauptursachen für Übergewicht bei Jugendlichen. Mehr als 180.000 zusätzliche Todesfälle weltweit gehen allein auf das Konto solcher gezuckerter Getränke und ihrer gesundheitlichen Folgen, wie vor kurzem eine Studie zeigte. Eistee, Limonade und Co sollen Vorschulkinder zudem aggressiver machen.

Die Forscher sehen daher in ihren Ergebnissen einen weiteren Grund dafür, gezuckerte Getränke möglichst zu vermeiden. „Die gesundheitlichen Folgen des Limonadenkonsums und dessen Wirkung auf die Menarche sollten nicht ignoriert werden“, sagt Michels. Denn im Gegensatz zu vielen anderen Faktoren, die eine frühe Pubertät und damit ein höheres Brustkrebsrisiko bewirken, lässt sich der Konsum von Limonaden einschränken. (Human Reproduction, 2015; doi: 10.1093/humrep/deu349)

(Oxford University Press, 29.01.2015 – NPO)

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