Medizin

Früherkennung von Heuschnupfen verbessert

Neuer Test weist Allergie bei Kindern schon vor Auftreten der ersten Symptome nach

Mischung verschiedener Pflanzenpollen - aufgenommen mit dem Elektronenmikroskop. © Dartmouth Electron Microscope Facility

Durch Früherkennung könnten bald Pollen-Allergien behandelt werden, bevor erste Symptome sichtbar werden. Denn Wissenschaftler der Charité haben jetzt nachgewiesen, dass das Immunsystem bereits bei Kindern im Vorschulalter Antikörper gegen die eigentlich harmlosen Pollen bildet – ohne, dass bereits Symptome auftreten. Zudem identifizierten sie ein Gräserpollen-Molekül, mit dem die allergische Reaktion bei Kindern mit Heuschnupfen beginnt. Ihre Ergebnisse stellten die Wissenschaftler in der Fachzeitschrift“ Journal of Allergy and Clinical Immunology“ vor.

Gräser- Allergien treten häufig bereits im Kindesalter auf. Es handelt sich dabei um die Reaktion des körpereigenen Immunsystems auf oft harmlose Bestandteile der Umwelt, wie etwa Blütenpollen. Als Folge werden sogenannte Immunglobulin E -Antikörper (IgE) gebildet. Normalerweise setzt das Immunsystem IgEs für die Abwehr fremder und gefährlicher Eindringlinge im Körper ein. Im Falle einer Allergie aber produziert die Abwehr diese Antikörper auch gegen völlig harmlose Substanzen. Symptome dieser Überreaktion können Heuschnupfen, Schwellung der Schleimhäute oder sogar Asthma bronchiale sein. Bisher ist über die Entstehung dieser Überreaktion des Immunsystems im Detail nicht viel bekannt. Doch die Zahl der Allergiker in den Industrieländern wächst stetig.

In der bisherigen Allergiediagnostik werden die Immunreaktionen des Körpers auf Allergene – wie etwa Pollen – meist mit Hilfe eines natürlichen Gräserpollenextrakts getestet. Dieser enthält eine Mischung aus verschiedenen Pollenmolekülen, weshalb dieses Verfahren keine Aussage darüber zulässt, welches Molekül der eigentliche Auslöser für die Immunreaktion ist. So kann bisher auch keine spezifische Behandlung erfolgen.

Allergie da packen, wo sie entsteht

Eine gezielte Behandlung könnte aber bereits früh die Allergieentstehung unterbinden. Denn die Allergie-Bildung lässt sich als Verkettung von Ereignissen beschreiben: Zuerst entwickeln die betroffenen Kinder nur einige lgE-Antikörper auf eine bestimmte Pollenart. Später kommen weitere IgE-Antikörper gegen andere Pollenmoleküle hinzu. Das Immunsystem reagiert schließlich auf immer mehr unterschiedliche Allergene. Ist es einmal so weit gekommen, bleiben häufig nur Hypo- oder Desensibilisierung als Behandlungsoptionen. Allerdings führen beide nicht immer zum Erfolg. Ein Grund dafür könnte sein, dass die Therapie erst begonnen wird, wenn die betroffenen Kinder unter der Allergie leiden und der Körper bereits Antikörper gegen eine Vielzahl unterschiedlicher Allergenmoleküle gebildet hat.

Um eine Früherkennung der Allergie-Entstehung zu ermöglichen, setzten die Wissenschaftler vom Virchow- Klinikum der Charité nun erstmals Nanotechnologie ein. So untersuchten sie die aus einer Langzeitstudie gewonnenen Proben auf molekularer Ebene. Dazu dienten ihnen die Daten und Blutproben von insgesamt 820 Kindern aus fünf deutschen Großstädten im Alter von bis zu 13 Jahren. Mit Hilfe eines sogenannten Allergen-Chip, der es ermöglicht, Antikörper gegen einzelne, mikroskopisch kleine Pollenbestandteile sichtbar zu machen und diese zu identifizieren, bekamen sie so Einblick in die Allergie-Entstehung.

Nachweis schon vor den ersten Symtomen

Es zeigte sich: Die lgEs werden schon Jahre vor dem Auftreten der ersten Symptome gebildet. Bereits bei Kindern im Vorschulalter können diese Antikörper nachgewiesen werden. Als Biomarker weisen sie so laut der Studie häufig bereits Jahre vor den ersten Symptomen auf eine spätere Gräserpollenallergie hin. Außerdem konnten die Forscher durch den Allergen-Chip einen einzelnesn bereits in diesem Alter eine Reaktion auslösenden Pollenbestandteil identifizieren: Das sogenannte Phl p 1 steht offenbar meist am Anfang der allergenen Reaktionskette.

„Eine frühe Entdeckung von lgE-Antikörpern könnte die Erfolgsaussichten eines therapeutischen und sogar präventiven Eingreifens verbessern“, ist Laura Hatzler, Erstautorin der Studie, überzeugt. „Die Erforschung von allergenspezifischen, immunologischen Behandlungsformen stellt den nächsten

Schritt unserer Forschung dar.“

(Journal of Allergy and Clinical Immunology, 12.02.2013 – KBE)

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