Genetik

Gen-Blockade hilft Leber zu regenerieren

Forscher haben ein neues Therapieziel für die Behandlung von Leberversagen identifiziert

Leber: Gewebsschnitt durch eine von Leberzirrhose in Folge von Alkoholismus angegriffene Leber. © Nephron / CC-by-sa 3.0

Neue Hoffnung für Patienten mit akutem oder chronischem Leberversagen: Ein Forscherteam hat jetzt ein Protein identifiziert, bei dessen Hemmung die Überlebenschance von leberkranken Mäusen drastisch steigt. Wurde das Protein und das dazugehörige Gen blockiert, stieg die Regenerationsfähigkeit der Leber deutlich an. Die Beobachtung könnte künftig bei der Entwicklung neuer Therapien zum Einsatz kommen, wie die Forscher im Fachmagazin „CELL“ berichten.

Die Leber ist ein Organ mit einem sehr hohen Regenerationsvermögen. Eine gesunde Leber kann innerhalb kurzer Zeit einen Verlust von bis zu zwei Dritteln der Lebermasse kompensieren. Doch was passiert, wenn die Leber sich aufgrund einer akuten oder chronischen Leberschädigung nicht mehr selbst regenerieren kann und damit das Leben des Betroffenen am seidenen Faden hängt? „In solchen Fällen kommen die Patienten langfristig nicht um eine Transplantation herum“, erklärt Leberspezialist Lars Zender vom Universitätsklinikum Tübingen. „Jährlich sterben weltweit mehr als eine Million Menschen an einem chronischen oder akuten Leberversagen, viele von ihnen, weil sie die Wartezeit auf ein Ersatzorgan nicht überleben“, sagt Zender, „wir erhoffen uns durch diese Entdeckung neue Therapiemöglichkeiten zur Steigerung der Leberregeneration, so dass der Patient bis zur Transplantation stabilisiert werden kann oder eine Transplantation unnötig wird.“

Diese Hoffnung schöpft der Mediziner aus der Entdeckung eines neuen Therapieziels für chronische und akute Lebererkrankungen. Er und sein Team hatten im Mausmodell zeigen können, dass die künstliche Hemmung des Proteins MKK4 – eine sogenannte Kinase – und des ihr zugeordneten Gens dazu führen, dass die Regenerationsfähigkeit der Leber drastisch gesteigert wird. Das wirkte sich bei den Mäusen, die an Leberversagen litten, zu einer deutlich erhöhten Überlebenschance. „Ziel ist es, die genetischen Daten für die Entwicklung neuer Medikamente und pharmakologischer Therapien zu nutzen, um bei Patienten mit akuten oder chronischen Lebererkrankungen die Regenerationsfähigkeit der Leber zu steigern“, erläutert Zender. „Wir sind optimistisch, dass in einigen Jahren Medikamente verfügbar sein werden, entsprechende klinische Studien sind geplant.“ (CELL, 2013; doi: 10.1016/j.cell.2013.03.026)

(Universitätsklinikum Tübingen, 12.04.2013 – KBE)

Keine Meldungen mehr verpassen – mit unserem wöchentlichen Newsletter.
Teilen:

In den Schlagzeilen

News des Tages

Schriftzeichen

Ältestes Alphabet der Welt entdeckt?

Erstes Porträt eines extragalaktischen Sterns

Baby-Säbelzahnkatze im Permafrost entdeckt

Auch erwachsene Schimpansen spielen noch miteinander

Diaschauen zum Thema

Dossiers zum Thema

Bücher zum Thema

Der zweite Code - Epigenetik - oder wie wir unser Erbgut steuern können von Peter Spork

50 Schlüsselideen Genetik - von Mark Henderson

Die Macht der Gene - Schön wie Monroe, schlau wie Einstein von Markus Hengstschläger

Die neue Welt der Gene - Visionen - Rätsel - Grenzen von Joachim Bublath

Top-Clicks der Woche