Genetischer IQ-Booster: Eine seltene Genmutation verleiht Menschen einen messbar höheren Intelligenzquotienten – lässt sie aber auch erblinden. Was hinter dieser Genvariante steckt, haben Forschende nun erstmals aufgeklärt. Demnach verändert die Mutation ein Protein, das in der Netzhaut, aber auch in den Synapsen des Gehirns aktiv ist. Letzteres sorgt dafür, dass neuronale Signale schneller übertragen werden, und steigert so die Intelligenz.
Die meisten Mutationen in unserem Erbgut haben keine oder nur geringe Folgen. Aber in manchen Fällen stört oder verhindert die Veränderung des DNA-Codes die Produktion wichtiger Proteine und löst im Extremfall tödliche Krankheiten aus. Andererseits muss es aber auch Fälle geben, in denen Mutationen ihrem Träger Vorteile bringen – immerhin ist dies die Grundlage der Evolution. Allerdings wurden solche positiven Mutationseffekte bisher nur selten beobachtet.
Blind, aber überdurchschnittlich intelligent
Einen ungewöhnlichen Fall haben nun jedoch Mila Paul von der Universität Würzburg und ihre Kollegen aufgedeckt. Den Anstoß dafür gab ein Fachartikel, der über eine neuentdeckte Mutation berichtete. Diese CORD7-Mutation tauscht eine Aminosäure in einem Protein aus, das unter anderem in der Netzhaut, aber auch in den Synapsen des Gehirns aktiv ist. Dies verursacht bei betroffenen Patienten einen Niedergang der Sehsinneszellen und lässt sie erblinden.
Doch das ist nicht alles: Untersuchungen enthüllten, dass die an dieser erblichen Mutation leidenden Menschen in Tests ihrer verbalen Intelligenz und ihres Arbeitsgedächtnisses auffallend gut abschnitten – sie waren überdurchschnittlich intelligent. Wie aber war dies zu erklären? Könnte die CORD7-Mutation ihren Trägern womöglich gleichzeitig schaden und nutzen? Immerhin wird das betroffene Protein ja auch in den Synapsen des Gehirn benötigt – und damit den Schaltstellen des Denkens.