Gegen Mutationen: Forscher haben ein Genwerkzeug entwickelt, das eine falsch eingefügte DNA-Base auch im Mitochondrien-Genom austauschen kann. Das molekulare Werkzeug wandelt die Nukleobase Adenin in Guanin um und kann damit immerhin 39 der 90 krankmachenden Mutationen im Genom der Zellkraftwerke korrigieren. Das eröffnet neue Chancen für die Erforschung und Therapie von Mitochondrien-Erkrankungen.
Die Mitochondrien sind die „Kraftwerke und Energiespeicher unserer Zellen und damit überlebenswichtig. Ist ihre Funktion durch Defekte in der mitochondrialen DNA gestört, kann dies schwere Krankheiten zur Folge haben, darunter Taubheit, Blindheit, Herzschwäche und neurologische Störungen. Einige mitochondriale Krankheiten enden sogar tödlich. Weltweit ist etwa eine Person pro 5.000 Menschen von einer krankmachenden Mutation im Mitochondrien-Genom betroffen – eine Heilung gibt es meist nicht.
Schwer zugängliche Gendefekte
Der Grund: Während es für Gendefekte im Zellkern schon erste Ansätze für Gentherapien gibt, vor allem durch die Genschere CRISPR/Cas9, ist dies bei mitochondrialen Gendefekten anders. Denn die meisten gängigen Genwerkzeuge können nicht in die Mitochondrien eindringen und daher die DNA dieser Zellorganellen nicht erreichen. Der komplette Austausch defekter Mitochondrien bei menschlichen Eizellen wurde zwar schon versucht, ist aber ethisch hoch umstritten.
Erst im Jahr 2020 haben US-Forscher erstmals ein molekulares Werkzeug entwickelt, das in der mitochondrialen DNA die Base Cytosin (C) in Thymin (T) umwandeln kann. Weil diese Technik aber nur bei einem Teil der fehlplatzierten Cytosin-Basen greift, ist der medizinische Effekt begrenzt: Sie kann nur neun von rund 90 krankmachenden Mitochondrien-Mutationen reparieren.