Medizin

Glückshormon hält Leber gesund

Serotonin für die Heilung von geschädigtem Lebergewebe unverzichtbar

Das Hormon Serotonin hat vielfältige Aufgaben im Organismus – es überträgt Signale im Gehirn und ist an der Regulation des Blutdruckes beteiligt. Wird ein Blutgefäß verletzt, setzen die Blutplättchen Serotonin frei, um die Blutgerinnung zu unterstützen. Ein Wissenschaftlerteam hat nun herausgefunden, dass Serotonin auch wesentlich zur Regeneration von verletztem Lebergewebe beiträgt. Diese Entdeckung könnte zukünftig die Therapie von Leberschäden verbessern.

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Der Botenstoff Serotonin ist in unserem Körper an ganz unterschiedlichen Prozessen beteiligt: Er überträgt Hirnsignale, regt die Verdauung an und ist an der Steuerung des Blutdrucks im Herz-Kreislauf-System beteiligt. Das Hormon kommt auch in unserem Blut vor: dort unterstützt es die Blutgerinnung und hilft, Wunden zu verschließen. 95 Prozent des Serotonins im Blut sind in den Blutplättchen, den Thrombozyten, enthalten. Diese transportieren es durch das gesamte Gefäßsystem und setzen es frei, wenn ein Blutgefäß verletzt wird.

Chirurgen und Pathologen der Universitätsklinik in Zürich und des Institut National de la Santé et de la Recherche Médicale in Straßburg haben jetzt gemeinsam mit Wissenschaftlern des Max-Planck-Instituts für molekulare Genetik und des Max-Delbrück-Centrums für Molekulare Medizin in Berlin eine weitere Funktion des Serotonins entdeckt. Die Forscher veränderten die Blutplättchen von Mäusen so, dass diese kein Serotonin mehr enthielten. Anschließend entfernten sie Teile des Lebergewebes und untersuchten, wie schnell es sich erneuerte. Als Kontrolle verwendeten sie Tiere mit serotoninhaltigen Blutplättchen – und stellten fest, dass sich deren Leber viel besser regenerierte. Behandelten die Forscher die Tiere ohne Serotonin im Blut jedoch mit einer Vorstufe des Hormons, erholte sich das Gewebe genauso schnell wieder wie das der Kontrolltiere. Das Serotonin in den Blutplättchen ist also unentbehrlich, damit verletztes Lebergewebe heilen kann.

Die neuen Erkenntnisse sind äußert wichtig, wenn Menschen mit Leberschäden klinisch behandelt werden. Nach Lebertransplantationen sinkt die Zahl der Blutplättchen und somit der Serotoninspiegel. Eine Therapie mit dem Hormon oder ähnlichen Stoffen könnte dafür sorgen, dass die Transplantationen erfolgreicher verlaufen. Auch Alkoholkranke könnten von den Erkenntnissen profitieren. Denn ihre Blutplättchen enthalten weniger Serotonin, so dass sie möglicherweise schneller an einer Leberzirrhose erkranken. Bei diesen Patienten könnte eine Therapie mit Serotonin verhindern, dass die Leberschädigung weiter fortschreitet.

(MPG, 11.04.2006 – AHE)

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