Potenzial zur Pandemie: In China ist ein neues Vogelgrippevirus aufgetaucht, zwei Menschen starben bereits daran. Welche Gefahr für eine Ausbreitung dieses H10N8-Virus unter Menschen besteht, haben Forscher nun untersucht. Ihr Fazit: Das Virus kann problemlos menschliche Zellen befallen, noch aber bevorzugt es Vögel. Ähnlich begann auch das Grippevirus von 1918, so die Forscher im Fachmagazin „Nature“.
Erneut ist China der Ursprungsort einer neuen Influenza-Variante. Im Dezember 2013 meldeten Behörden der Provinz Jiangxi erstmals einen Grippefall mit einem zuvor beim Menschen unbekannten Erreger. Die 73-jährige Frau litt unter Husten und hohem Fieber, auch im Krankenhaus konnte die Infektion nicht gestoppt werden. Neun Tage später starb sie. In ihren Geweben fanden Forscher ein Influenza-Virus des Typs H10N8. Seither sind zwei weitere Fälle dieser neuen Vogelgrippe aufgetreten, einer der beiden Patienten ist ebenfalls gestorben.
Potenzielle Gefahr für die menschliche Gesundheit
Untersuchungen ergaben, dass H10N8 sich mit Andockstellen auf Zellen der Lunge und der Luftröhre verbinden kann. Über diesen Weg bekommt der Erreger Zugang zu den Zellen und löst die Infektion aus. „Das Influenza-Virus H10N8 ist nur das letzte in der Reihe der Vogelgrippe-Viren, die beim Menschen schwere Erkrankungen auslösen können und eine potenzielle Gefahr für die menschliche Gesundheit darstellen“, erklären Sebastien Vachieri und seine Kollegen vom MRC National Institute for Medical Research in London.
Die meisten Grippe-Wellen und auch die große Pandemie des Jahres 1918 wurden von Influenzaviren ausgelöst, die sich aus Vorläufern in Vögeln entwickelten. Bisher deutet aber alles darauf hin, dass sowohl H10N8 als auch das seit letztem Jahr in China verbreitete Vogelgrippe-Virus H7N9 zwar Menschen infizieren können, ihre Anpassung an diesen neuen Wirt aber noch nicht ausreicht, um effektiv von Mensch zu Mensch überzuspringen. Um herauszufinden, wie groß die Gefahr ist, dass H10N8 diesen Anpassungsschritt in absehbarer Zeit vornimmt, haben die Forscher sein Bindungsverhalten genauer analysiert.