Immer mehr Menschen erkranken an bösartigem Hautkrebs, dem malignen Melanom. Hat das Melanom jedoch einmal Metastasen gebildet, ist die Überlebenschance für die Betroffenen sehr gering, da der Krebs teilweise Resistenzen gegen bisher bekannte Chemotherapeutika entwickelt. Möglicherweise hat ein junger Wissenschaftler nun einen Ansatz gefunden, um diese Resistenz zu überwinden.
Der Wissenschaftler Amir Masoud Hossini von der Dermatologischen Klinik der Charité, Campus Benjamin Franklin, hat in seiner Doktorarbeit diese Resistenz erforscht. Dazu ist es notwendig, die Mechanismen zu verstehen, die der Tumor zur Regulation des Zelltods, der so genannten „Apoptose“, verwendet. Überall, wo es kranke oder nicht mehr benötigte Zellen gibt, entledigt sich der Körper der Zellen durch Apoptose. Dabei werden genetisch regulierte Mechanismen in Gang gesetzt, die zum Tod der Zelle führen.
Dieser natürliche Vorgang, mit dem sich ein Organismus auch regeneriert, ist notwendig. Störungen des Vorgangs führen zu Erkrankungen wie etwa zu Alzheimer (aufgrund erhöhter Apoptose) oder Krebs (durch erniedrigte Apoptose). Die Entwicklung von Krebs wird durch Mutationen unterstützt, die zum Beispiel zu unkontrollierter Bildung oder zum Verlust anti-apoptotischer Proteine führen. Entscheidend für das Schicksal einer Zelle ist die Balance zwischen diesen Faktoren.
Hossini arbeitet an Mitgliedern der Bcl-2-Proteinfamilie, die bei der Regulation des Zelltods eine wichtige Rolle spielen. Der Forscher konnte in seinen Untersuchungen zeigen, dass der Signalweg nicht von der Aktivierung von intrazellulären, eiweißspaltenden Enzyme, so genannten Caspasen, abhängt. Ihre Agilität bestimmt in vielen Fallen die Einleitung des Zelltods. In Krebszellen ist diese Möglichkeit häufig blockiert. Sie kann aber unter Umständen mit Hilfe der Chemotherapie reaktiviert werden. Diese Medikamente sollen die Signale fördern, die den Zelltod verursachen. Beim malignen Melanom haben aber Chemotherapeutika nur unzureichende Wirkung, da es einen Schutzschild gegen die Zelltodsignale entwickelt hat. Hossinis Forschungen konnten nun zur Klärung der Mechanismen hierfür beitragen.
Durch das Einbringen eines Apoptosesignals namens Bcl-Xs in Krebszellen konnte der Forscher dieses Gen zu einem gewünschten Zeitpunkt an- und ausschalten. Für therapeutische Überlegungen besteht noch die prinzipielle Schwierigkeit, Apoptosegene wie etwa Bcl-Xs nur in die Krebszellen, nicht aber in gesunde Zellen eines Patienten einzubringen. Sollte sich dieses Problem in Zukunft lösen lassen, könnten Tumore mit Hilfe von Apoptosegenen erfolgreich behandelt werden. Die Forscher schätzen jedoch, dass dies noch einige Jahre intensiver Forschung in Anspruch nehmen wird.
(Freie Universität Berlin, 13.04.2004 – NPO)