Um dies herauszufinden, führten die Wissenschaftler Experimente mit Mäusen durch: Sie ernährten die Nager sieben Tage lang nach den Regeln der Ketodiät, bevor sie sie per Nasenspray mit dem Influenza-A-Virus ansteckten. Eine Kontrollgruppe wurde ebenfalls infiziert, diese Tiere hatten sich zuvor jedoch normal ernährt. Das bedeutet, sie nahmen nur 18 Prozent ihrer Kalorien in Form von Fett auf.
Milderer Krankheitsverlauf
Wie würden sich die unterschiedlichen Ernährungsweisen auf den Verlauf der Infektion auswirken? Die Ergebnisse offenbarten: Die Ketodiät hatte tatsächlich einen positiven Effekt. So verloren die ketogen ernährten Mäuse durch die Grippeerkrankung kein Gewicht, die Virenlast in ihrer Lunge war geringer und der Sauerstoffgehalt in ihrem Blut höher. Außerdem überlebten in der Diätgruppe mehr Tiere die Infektion, wie das Forscherteam berichtet.
Wie lässt sich dies erklären? Weitere Untersuchungen enthüllten, dass die ketogene Ernährungsweise offenbar bestimmte Immunzellen in der Lunge aktiviert. Konkret fördert sie demnach die Vermehrung von Gamma-Delta-T-Zellen. „Das war für uns eine völlig unerwartete Erkenntnis“, erklärt Goldbergs Kollegin Akiko Iwasaki. Bisher seien diese speziellen T-Zellen nicht mit der Reaktion des Immunsystems auf Influenza-Erreger in Verbindung gebracht worden.
Schützende Schleimbarriere
Interessant auch: Dieser Effekt zeigte sich nur bei einer ketogenen Ernährung – die Gabe von Ketonen als Nahrungsergänzungsmittel beeinflusste die Gamma-Delta-T-Zellen dagegen ebenso wenig wie eine fettreiche Ernährung mit höherem Kohlenhydratanteil. Dass die Aktivierung dieser Immunzellen entscheidend für den positiven Einfluss auf den Grippeverlauf ist, bestätigte ein weiteres Experiment: Mäuse, denen das Gen für die Gamma-Delta-T-Zellen fehlte, bescherte eine ketogene Ernährungsweise keinen milderen Krankheitsverlauf.
Warum aber schwächen die Gamma-Delta-T-Zellen die Durchschlagskraft der Viren ab? Die Wissenschaftler vermuten, dass die Immunzellen die Erreger nicht direkt abtöten. Stattdessen kurbeln sie wahrscheinlich die Schleimproduktion der Epithelzellen in den Atemwegen an. Dies wirkt dann gewissermaßen als Barriere, die die Viren nicht durchdringen können – und schützt die Lunge so vor einer Invasion der Krankheitserreger.
Neuer Ansatz für die Prävention?
„Die Studie zeigt, dass die Art, wie unser Körper Fett verbrennt und aus unserer Nahrung Ketonkörper produziert, das Immunsystem beim Kampf gegen Grippeviren unterstützen kann“, konstatiert Goldbergs Kollege Vishwa Deep Dixit. Welche Mechanismen jedoch im Detail hinter diesem Phänomen stecken und ob sich die Ergebnisse auf den Menschen übertragen lassen, müssen weitere Studien erst noch zeigen. Doch bestätigt sich der Effekt, gäbe es damit eine neue Präventionsmöglichkeit gegen die Influenza – eine Virusinfektion, die jedes Jahr weltweit tausende von Todesopfern fordert.
Allerdings ist auch die Ketodiät mit Risiken verbunden: Diese Low-Carb-Diät ist sehr unausgewogen und damit nicht nur schwer durchzuhalten. Es besteht auch die Gefahr, mit dem vielen Fett zu viele Kalorien aufzunehmen oder einen Mangel an lebensnotwendigen Nährstoffen und Vitaminen zu entwickeln. Eine Ernährungsumstellung sollte daher nur in Absprache mit einem Arzt erfolgen. (Science Immunology, 2019; doi: 10.1126/sciimmunol.aav2026)
Quelle: AAAS/ Yale University
18. November 2019
- Daniela Albat