Medizin

HIV Infektionen weltweit auf Höchststand

Mehr als die Hälfte aller Betroffenen sind Frauen

Unaids - Globale Initiative gegen Aids © UNAIDS

Die Anzahl der weltweit mit HIV infizierten Menschen hat mit geschätzten 39,4 Millionen Betroffenen einen neuen Höchststand erreicht. Dies zeigt der am gestrigen Dienstag veröffentlichte gemeinsame Jahresbericht des UN Programms Unaids und der Weltgesundheitsorganisation WHO. Die stärksten Zunahmen in den letzten zwei Jahren ereigneten sich in Ostasien, Osteuropa und Zentralasien. Nahezu die Hälfte aller infizierten Erwachsenen sind inzwischen Frauen, in Afrika südlich der Sahara ist ihr Anteil sogar auf 60 Prozent gestiegen.

In Ostasien ist die nahezu Verdopplung der HIV Infektionen größtenteils auf die rasante Ausbreitung in China, Indonesien und Vietnam zurückzuführen. In Osteuropa sind es vor allem die Ukraine und Russland, in denen die Infektionsrate stark zugenommen hat. Mit geschätzten 860.000 Infizierten Ende 2003 ist die Epidemie in Russland die größte Europas.

Nach wie vor ist das südliche Afrika die am schlimmsten betroffene Region. Bis zu einem Viertel aller Menschen dort ist mit dem tödlichen Virus infiziert. In neun Ländern ist die Lebenserwartung auf unter 40 Jahre abgesunken. Doch auch in der Karibik wütet die Epidemie nahezu ungebremst weiter: Bei den 15- bis 44-jährigen ist Aids inzwischen zur Haupttodesursache geworden.

Doch auch in den Industrieländern ist HIV wieder auf dem Vormarsch. Zwischen 1997 und 2002 hat sich die Zahl der Neuansteckungen durch ungeschützten heterosexuellen Geschlechtsverkehr mehr als verdoppelt. Experten befürchten, dass ein Großteil der Infizierten über ihren Status nicht Bescheid weiß und die Dunkelziffer daher sehr hoch liegt. In Großbritannien ist HIV sogar das am schnellsten zunehmende Gesundheitsproblem. „Die Zeit der Notfallreaktionen ist vorüber“, so Piot. „Wir müssen den Notfallcharakter der Krise mit dem Bedarf an nachhaltigen Lösungen balancieren.“

Mit der steigenden Anzahl der Menschen, die sich neu infizieren und mit dem HI-Virus leben müssen, steigt auch der Bedarf an antiviralen Medikamenten sowie an Behandlungsmöglichkeiten für die opportunistischen Infektionen. „Wir haben noch keinen Impfstoff, aber wir wissen, dass Prävention und Behandlung funktionieren und wir haben die Werkzeuge, um sie einzusetzen“, so Dr. Lee Jong-wook, Generaldirektor der WHO.

Obwohl sich die globalen Ausgaben für solche Maßnahmen von 2001 bis 2004 auf rund 6,1 Milliarden US-Dollar nahezu verdreifacht haben, sind die Mittel zur Bekämpfung der Epidemie noch immer äußerst ungleich verteilt – und werden ungenügend eingesetzt. „In vielen Ländern sehen wir noch immer ein Missverhältnis zwischen den Präventionsausgaben und der Entwicklung der Epidemie“, erklärt Dr. Peter Piot, geschäftsführender Direktor von Unaids. „Männer, die Sex mit Männern haben und Drogennutzer werden weiterhin vernachlässigt. Es muss mehr getan werden, um sie zu erreichen und der Zugang zu Präventionsprogrammen für Hochrisikogruppen muss erleichtert werden.“

(UNAIDS, 24.11.2004 – NPO)

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