Kein Vorteil: Intervallfasten fördert die Gesundheit nicht besser als andere Diäten. Zu diesem Ergebnis kommen nun Forscher, die den Effekt dieser Fastenform mit einer herkömmlichen Reduktionsdiät verglichen haben. Dabei zeigte sich: Beide Diätformen wirken sich ähnlich positiv auf das Körpergewicht und den Stoffwechsel übergewichtiger Menschen aus. Entscheidend ist demnach vor allem, dass die gewählte Ernährungsweise zum Diätwilligen passt.
Intervallfasten liegt im Trend: Bei dieser speziellen Form des Fastens geht es darum, wieder längere Essenspausen in den Alltag zu integrieren. Zu diesem Zweck wird die Nahrungsaufnahme entweder täglich auf ein kleines Zeitfenster von acht Stunden beschränkt – oder es werden zwei ganze Fastentage pro Woche eingeplant. Wer diese sogenannte 5:2 Diät befolgt, darbt zwei Tage, darf dafür aber den Rest der Woche ohne Beschränkungen schlemmen.
Langfristige Effekte?
Populäre Ratgeber, aber auch einige Wissenschaftler versprechen, dass das Intervallfasten nicht nur langfristig beim Abnehmen hilft. Durch die Fastenphasen soll zudem der Stoffwechsel nachhaltig verändert und damit Erkrankungen wie Diabetes und Krebs vorgebeugt werden können. Doch stimmt das auch?
„Tatsächlich gibt es erst wenige kleinere Studien zum intermittierenden Fasten, die aber mit verblüffend positiven Effekten für die Stoffwechsel-Gesundheit aufwarten“, sagt Ruth Schübel vom Deutschen Krebsforschungszentrum in Heidelberg. „Das hat uns neugierig gemacht und wir wollten wissen, ob sich diese Effekte auch in einer größeren Patientengruppe und über einen längeren Zeitraum nachweisen lassen.“
Intervallfasten vs. normale Diät
Dies untersuchten die Forscherin und ihre Kollegen mit 150 übergewichtigen und fettleibigen Erwachsenen, die nach dem Zufallsprinzip in drei Gruppen eingeteilt wurden: Ein Drittel ernährte sich zwölf Wochen lang nach einer herkömmlichen Reduktionsdiät, bei der die tägliche Kalorienaufnahme um 20 Prozent gesenkt wird. Eine zweite Gruppe verschrieb sich einem 5:2-Programm, mit dem sie über die gesamte Woche gesehen ebenfalls 20 Prozent der Nahrungskalorien einsparten.
Eine dritte Kontrollgruppe verfolgte keinen konkreten Diätplan, wurde jedoch wie alle anderen Teilnehmer dazu motiviert, sich an eine ausgewogene Ernährung zu halten. Im Anschluss an die eigentliche Diätphase dokumentierten die Wissenschaftler für insgesamt 38 weitere Wochen Gewicht und Gesundheitszustand der Probanden. Würden die Teilnehmer aus der Intervallgruppe bessere Erfolge erzielen als die anderen Probanden?
Keine Unterschiede
Das Ergebnis dürfte für Anhänger des Intervallfastens ebenso überraschend wie ernüchternd sein: Diese Fastenform verbesserte zwar den Gesundheitszustand der Teilnehmer – jedoch nicht mehr als die andere getestete Diätform. „Bei den Probanden beider Gruppen verringerte sich mit dem Körpergewicht das viszerale Fett, also das ungesunde Bauchfett, ebenso wie die Fettablagerungen in der Leber“, berichtet Schübel.
Auch bei sämtlichen anderen analysierten Stoffwechselwerten und Biomarkern zeigten sich keine Unterschiede zwischen den beiden Diätformen. Zudem untersuchten die Forscher die Aktivität von 82 Genen in adipösem Gewebe, die bekanntermaßen eine Rolle für chronische Erkrankungen spielen – und stellten auch hier keine Unterschiede fest.
Eine Frage der Disziplin
Diese Ergebnisse können die euphorischen Erwartungen an das Intervallfasten zwar nicht untermauern. Sie zeigen aber auch, dass diese Methode nicht schlechter ist als eine herkömmliche Diät. „Zudem scheint es, dass es einigen Menschen leichter fällt, an zwei Tagen sehr diszipliniert zu sein, anstatt jeden Tag Kalorien zu zählen und sich einzuschränken“, sagt Mitautor Tilman Kühn.
Damit zeichnet sich wieder einmal ab, dass die Diätform für den Erfolg nicht entscheidend ist – solange sie zu dem Diätwilligen passt und konsequent durchgezogen wird. „Just do it“, lautet daher der Rat der Studienautoren. Denn Körper und Gesundheit profitieren auf jeden Fall von einer Gewichtsreduktion, sofern diese durch eine seriöse Diät und auf der Grundlage einer ausgewogenen Ernährung erfolgt. (The American Journal of Clinical Nutrition, 2018; doi: 10.1093/ajcn/nqy196)
(Deutsches Krebsforschungszentrum, 28.11.2018 – DAL)