Medizin

Kein Autismus durch Masern-Impfung

Studie widerlegt erneut Ängste vor Impf-Nebenwirkungen

Masern-Impfung bei einem Kleinkind © CDC/ Judy Schmidt

Erneute Entwarnung: Die Angst vor einem erhöhten Autismus-Risiko von Kindern durch die Masern-Mumps-Röteln -Impfung ist unbegründet. Das belegt die bisher größte Studie dazu mit gut 95.000 Kindern. Sie zeigt erneut, dass unter den als Säugling geimpften Kindern nicht mehr Autismus-Fälle auftreten als bei den nichtgeimpften. Dies galt selbst in den Familien, in denen es bereits ältere Geschwister mit Autismus gab, wie die Forscher im Fachmagazin „JAMA“ betonen.

Das Gerücht, die Masern-Mumps-Röteln-Kombinationsimpfung (MMR) würde Autismus verursachen, kuriert seit Ende der 1990er Jahre. Auslöser war damals eine Veröffentlichung im Fachmagazin „The Lancet“, die sich hinterher nicht nur als falsch herausstellte, sondern sogar als teilweise auf gefälschten Daten beruhend. Seither haben zahlreiche Studien diesen vermuteten Zusammenhang wiederlegt.

Längst widerlegt – doch Ängste bleiben

Zudem weiß man heute, dass sich Indizien für einen Autismus bei den betroffenen Kindern schon lange vor der Impfung feststellen lassen: Sie zeigen unter anderem veränderte Hirnströme und ein stärkeres Kopfwachstum. Die auffallenden Symptome im Verhalten treten allerdings meist erst mit etwa eineinhalb bis zwei Jahren auf – und damit nach der MMR-Impfung. Deshalb hält sich die Angst mancher Eltern vor der Impfung hartnäckig – auch angeheizt durch Impfgegner.

Anjali Jain von der Lewin Group und ihre Kollegen haben nun im Auftrag der US-Gesundheitsbehörden die bisher umfangreichste Studie zu diesem Thema durchgeführt. Sie werteten dafür Daten zum gesundheitlichen Werdegang von rund 95.000 Kindern von der Geburt bis zu ihrem fünften Lebensjahr aus. Im Durchschnitt erhielten 84 Prozent der Kinder im Alter von einem Jahr die MMR-Impfung, bei Kindern mit autistischen älteren Geschwistern lag die Impfquote mit 73 Prozent etwas niedriger.

Keine Korrelation

Wie die Forscher feststellten, zeigten sich mehr Autismusfälle bei den Kindern, die schon autistische Geschwister hatten. Da diese Erkrankung eine genetische Komponente hat, ist dies zu erwarten. Keine Unterschiede gab es dagegen zwischen den geimpften und den ungeimpften Kindern: In beiden Gruppen war das Autismusrisiko gleich hoch.

Kleiner Junge mit Autismus © Andwhatsnext / CC-by-sa 3.0

„In Übereinstimmung mit früheren Studien haben wir keinerlei Korrelation zwischen der MMR-Impfung und einem erhöhten Autismus-Risiko beobachtet“, berichten Jain und ihre Kollegen. „Auch bei den Kindern mit autistischen Geschwistern gab es keine Belege für einen solchen Zusammenhang.“ Nach Ansicht der Forscher gibt es daher keinen Grund für Eltern, die MMR-Impfung ihrer Kinder aus Angst vor Autismus zu verzögern oder gar ganz auszusetzen.

Umweltgifte schädlicher als Impfung

Ähnlich sieht dies auch Bryan King von der University of Washington in einem begleitenden Kommentar: „Nimmt man alles zusammen, dann haben inzwischen mehrere Dutzend Studien gezeigt, dass sich bei geimpften und ungeimpften Kindern weder der Zeitpunkt der Autismussymptome, noch die Schwere oder der Verlauf der Krankheit, noch das Risiko für Autismus in genetisch vorbelasteten Familien unterscheidet“, betont King. Es gebe daher keinen Grund, der Impfung irgendeine Rolle bei der Entstehung des Autismus zuzuschreiben.

Anders sieht dies dagegen mit anderen Umwelteinflüssen aus, die vor allem im Mutterleib die Gehirnentwicklung des Ungeborenen beeinflussen. Im Verdacht stehen aktuell Pestizide, Feinstaub, Psychopharmaka und Bisphenol A.

(JAMA, 2015; doi: 10.1001/jama.2015.3077)

(JAMA, 22.04.2015 – NPO)

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