Visualisierte Angst: Beim Lesen oder Hören entstehen in unserem Kopf ständig Bilder. Jetzt belegt eine Studie, wie wichtig dieses Kopfkino für unsere Emotionen ist. Denn Menschen, die keine mentalen Bilder erzeugen können, empfinden selbst bei Horrorgeschichten kaum Angst, wie ein Experiment zeigt. Furchteinflößende Bilder hingegen lösen auch bei ihnen Angstreaktionen aus. Dies bestätigt erstmals direkt, welche Rolle mentale Bilder für das emotionale Denken spielen.
Wenn wir uns etwas vorstellen – seien es zukünftige oder vergangene Ereignisse oder fiktive Szenarien – haben die meisten von uns unweigerlich Bilder und Emotionen dazu im Kopf. Schon lange vermuten Forscher, dass die mentalen Bilder eine wichtige Rolle dabei spielen, Gefühle zu transportieren und zu verstärken. Auch viele psychotherapeutische Ansätze nutzen Suggestion.
Die meisten Studien zur Verbindung von bildlicher Vorstellungskraft und Emotionen beruhen allerdings auf subjektiven Berichten von Personen, die versuchen sollten, sich Situationen mal bildlich auszumalen, mal ohne Bilder zu denken. „Bei den meisten von uns sind aber bildliche Simulationen im Denken unwillkürlich und können nicht auf Stichwort ausgeschaltet werden“, geben Marcus Wicken und Kollegen von der University of New South Wales in Sydney zu bedenken.
Probanden ohne Bilder im Kopf
Das Team hat daher einen neuen Ansatz genutzt: Als Probanden wählten die Forscher 22 Menschen aus, die an Aphantasie leiden, einem psychologischen Phänomen, bei dem die Betroffenen keine Bilder vor ihrem inneren Auge visualisieren können. Als Vergleichsgruppe dienten 24 Psychologiestudenten mit normaler bildlicher Vorstellungskraft.