Die Natur ins Labor geholt: Eine karibische Hornkorallen produziert einen Wirkstoff, der multiresistente Tuberkuloseerreger abtöten kann. Jetzt ist es Forschern gelungen, dieses Natur-Antibiotikum auch ohne die Koralle biotechnologisch herzustellen – mithilfe von Bakteirenkulturen. Das erlaubt eine günstige Produktion des Wirkstoffs und schützt die schwindenden Korallenbestände.
Ob Virenhemmer aus Meeresschwämmen, Schmerzmittel aus dem Kugelfischgift oder Sonnenmilch aus Algenschleim: Der Ozean ist eine wahre Apotheke der Natur. Immer wieder entdecken Wissenschaftler von Meeresbewohnern produzierte Naturstoffe, die auch uns Menschen nützlich sein könnten. Doch wenn für die Gewinnung dieser Stoffe marine Ressourcen ausgebeutet werden müssen, ist dies wenig nachhaltig. Deshalb suchen Forscher nach Wegen, um diese Naturstoffe im Labor zu produzieren.
Tuberkel-Killer aus der Weichkoralle
Genau dies ist nun mit einem vielversprechenden Wirkstoff gegen multiresistente Tuberkulose-Bakterien gelungen. In der Natur wird dieses Antibiotikum von der Hornkoralle Antillogorgia elisabethae produziert, einer Weichkorallenart, die unter anderem auf den Bahamas wächst. Allerdings enthalten die Korallen nur sehr geringe Mengen des Erogorgiaene getauften Wirkstoffs und stehen zudem unter Naturschutz.
Die Korallen als Rohstoffquelle zu nutzen wäre daher weder wirtschaftlich sinnvoll noch ökologisch vertretbar. „Korallenriffe speichern das Klimagas Kohlendioxid und schaffen eine sehr hohe Biodiversität“, sagt Seniorautor Thomas Brück von der Technischen Universität München. „Wenn wir die Riffe der Welt schützen wollen, müssen wir solche biologisch aktiven Naturstoffe, die medizinisch nutzbare Aktivitäten besitzen, auf nachhaltige Weise herstellen.“