Ersatz für Opioide: Das Nervengift von Kugelfischen ist eine potenzielle Alternative zu gängigen Opioid-Schmerzmitteln. Forscher haben nun einen neuen Weg gefunden, wie sich das sogenannte Tetrodotoxin künstlich im Labor herstellen lässt. Ihr Synthese-Verfahren könnte den Weg für eine industrielle Herstellung des hochgiftigen Stoffs ebnen – und damit neue Möglichkeiten für Forschung und Arzneimittelproduktion eröffnen.
Kugelfisch gilt in Japan als besondere Delikatesse, doch eine Fugu-Mahlzeit ist immer auch mit einem gewissen Nervenkitzel verbunden. Denn wird der Fisch falsch zubereitet, kann das böse Folgen haben. Der Grund: Der Meeresbewohner enthält das potente Nervengift Tetrodotoxin (TTX) – einen Stoff, der schwere Lähmungserscheinungen bis hin zum Tod verursachen kann. Schon ein bis zwei Milligramm reichen aus, um einen erwachsenen Menschen ins Jenseits zu befördern.
In der Europäischen Union ist die Einfuhr als Lebensmittel und die Zubereitung von Fugu daher verboten. Allerdings wecken der Kugelfisch und sein Gift auch hierzulande Interesse – nicht bei Köchen, sondern bei Medizinern. So haben Studien jüngst gezeigt, dass TTX schmerzlindernd wirkt und eine Alternative zu gängigen Opioiden sein könnte. Gebunden an ein biologisch abbaubares Polymer wird das Gift im Körper nur ganz langsam und in winzigen Dosen frei und wäre dadurch ein sicheres Therapeutikum.
Hochkomplexe Struktur
Um das Toxin weiter erforschen und eines Tages als Medikament herstellen zu können, suchen Wissenschaftler derzeit nach einfachen und zuverlässigen Syntheserouten. Sie wollen wissen: Wie lässt sich der Naturstoff künstlich im Labor nachbauen? Einige Forscherteams haben in den vergangenen Jahren bereits erste mögliche Verfahren präsentiert. Nun stellen Keigo Murakami von der Nagoya-Universität und seine Kollegen einen weiteren Syntheseweg vor.