Jedes Bisschen schadet: Bei Feinstaub und Stickoxiden scheint es keine sichere Untergrenze für die Belastungen zu geben, wie nun eine große europäische Studie bestätigt. Demnach steigt die Mortalität selbst bei Werten unterhalb der offiziellen Grenzwerte mit der Konzentration dieser Schadstoffe in der Luft an. Pro fünf Mikrogramm Feinstaub mehr erhöht sich das Sterberisiko demnach um 13 Prozent, wie die Forscher im „British Medical Journal“ (BMJ) berichten.
Feinstaub und Stickoxide aus den Abgasen von Verkehr, Haushalten und Industrie sind wichtige Quellen der Luftverschmutzung – und können krank machen: Eine erhöhte Belastung durch Feinstaub und Stickoxide schadet der Lunge und kann COPD und Lungenkrebs begünstigen, zudem fördert sie kindliches Asthma und Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Weltweit führen Mediziner jährlich gut 4,5 Millionen Todesfälle direkt oder indirekt auf die Luftverschmutzung zurück. In Europa könnten 800.000 Todesfälle pro Jahr auf ihr Konto gehen.
Um diese negativen Folgen auf die Gesundheit einzudämmen, haben die Weltgesundheitsorganisation WHO und die europäischen und US-Gesundheitsbehörden Grenzwerte für den Feinstaub unterhalb von 2,5 Mikrometer Partikelgröße (PM2.5) und für Stickoxide eingeführt. Die WHO-Werte liegen bei maximal 10 Mikrogramm/Kubikmeter (μg/m3) Feinstaub und 40 μg/m3 Stickoxide. Die EU begrenzt die zulässigen Gehalte auf 25 μg/m3 Feinstaub und ebenfalls 40 μg/m3 Stickoxide.
Reichen die Grenzwerte aus?
Doch in den letzten Jahren mehren sich die Indizien dafür, dass auch eine Langzeitbelastung unterhalb dieser Grenzwerte schädliche oder sogar tödliche Wirkung haben kann. Allerdings mangelte es bislang an eindeutigen Belegen dafür: „Die meisten Studien zum Zusammenhang zwischen Feinstaub- und Stickoxidbelastung und erhöhter Sterblichkeit fanden in Städten mit relativ hohen Schadstoffkonzentrationen statt. Deshalb gab es bislang keine aussagekräftigen Erhebungen bei Personen, die nur niedrigen Konzentrationen ausgesetzt waren“, erklärt Koautorin Gudrun Weinmayr von der Universität Ulm.