Im Zerrspiegel: Menschen mit Magersucht haben typischerweise eine gestörte Wahrnehmung ihres Körpers. Dabei ist auch ihre unbewusstes Körperschema verzerrt und auf falschen Werten „eingefroren“, wie nun ein Experiment bestätigt. Erkrankte konnte dabei schwer einschätzen, ob sie durch eine enge Tür passen und machten sich instinktiv schmaler als nötig. Gängige Therapien berücksichtigen diese unterbewusste Fehleinschätzung bisher jedoch oft nicht, wie die Forscher erklären.
Anorexia nervosa ist eine Essstörung, bei der Erkrankte extrem wenig essen und versuchen, etwa durch die Einnahme von Abführmitteln oder übertriebenen Sport, viel Gewicht zu verlieren. Die Ursachen der im Extremfall lebensbedrohlichen Magersucht sind erst zum Teil geklärt. So könnten vorgeburtliche Einflüsse, eine genetische Veranlagung und Veränderungen im Gehirn eine Rolle spielen.
Gestörtes Körperbild
Bekannt ist zudem, dass Betroffene eine gestörte Körperwahrnehmung besitzen: Sie überschätzen die Ausmaße ihrer Körpers. „Diese Diskrepanz bezieht sich auf den bewussten Teil der Körperwahrnehmung, das Körperbild“, erklärt Seniorautor Martin Diers von der Ruhr-Universität Bochum. Verantwortlich dafür könnten eine Anomalie in den für die Körperwahrnehmung zuständigen Hirnarealen sein.
Doch neben diesem bewussten Körperbild besitzen Menschen auch ein Körperschema – das unbewusste Körpergefühl. Dieses sagt uns zum Beispiel automatisch, wo wir uns im Raum befinden und passt sich normalerweise an die aktuelle Situation an: Wir können damit beispielsweise abschätzen, wie viel breiter wir sind, wenn wir einen Rucksack oder einen sperrigen Hut tragen.