Forscher der Universität zu Köln haben maßgeschneiderte Proteine entwickelt, die gezielt Tumorgefäße verschließen und damit Krebszellen aushungern. Die neue Therapie beruht auf einer Anregung des Gerinnungssystems des Körpers.
{1l}
In ihrer Studie haben die Wissenschaftler um Dr. Claudia Gottstein mehrere Fusionsproteine hergestellt, die aus einem Antikörperfragment bestehen, das an Tumorgefäße bindet und aus einem Protein, das nach Bindung an Gefäßoberflächen die Gerinnung aktiviert.
Die Aktivität wurde anschließend in Mausmodellen für verschiedene Tumoren getestet. Dabei konnte durch eine einmalige intravenöse Injektion Tumorgewebe zerstört werden. In Langzeitstudien zeigte sich bei Mehrfachapplikation eine Verlangsamung des Tumorwachstums. Normale Gewebe wurden nicht beschädigt.
Krebszellen gehen urspünglich aus normalen Zellen hervor, haben aber Regulationselemente verloren, über die ihr Wachstum und ihre Weitervermehrung normalerweise vom Körper gebremst wird. Dieses ungehemmte Wachstum macht eine eigene Blutversorgung notwendig, sodass Blutgefäße entstehen, die allein für die Versorgung des Krebstumors zuständig sind und die sich von normalen Gefäßen unterscheiden.
Solche Unterschiede können von Antikörpern erkannt werden. Die spezifische Hemmung oder Schädigung von Tumorgefäßen hat sich in den letzten Jahren zu einem neuen Therapiekonzept gegen Krebs etabliert. Ein Medikament, welches das Wachstum von Tumorgefäßen einschränkt, Bevacizumab (Avastin), ist im letzten Jahr in den USA und in diesem Jahr auch in Europa für die Behandlung von Darmtumoren zugelassen worden.
Die von den Kölner Medizinern beschriebene Substanzgruppe stellt eine Weiterentwicklung von gefäßverschließenden Medikamenten dar, die bei Sarkomen und Melanomen bereits erfolgreich klinisch eingesetzt werden, aber nur lokal appliziert werden können, weil sie keinen Mechanismus einer spezifischen Bindung an Tumorgefäße enthalten.
Die Ergebnisse der Studie werden am 18. Mai 2005 im Journal of the National Cancer Institute (JNCI) veröffentlicht.
(idw – Universität zu Köln, 18.05.2005 – DLO)