Schädigende Wirkung? Kleinkinder, die in Regionen mit hartem Wasser leben, haben ein erhöhtes Risiko für Hautekzeme. Das zeigt eine Studie mit Familien aus Großbritannien und Nordirland. Demnach steigt die Häufigkeit entzündlicher Hauterkrankungen mit der Wasserhärte an, wie die Forscher berichten. Welche Eigenschaften des Wassers dafür genau verantwortlich sind, sei jedoch unklar.
Wer in einer Region mit hartem Wasser wohnt, merkt das unter anderem an seinen Haushaltsgeräten: Durch die im Wasser gelösten Calciumionen kommt es oft zu Verkalkungen. Doch wie wirkt sich hartes Wasser auf die menschliche Haut aus? Genau das wollten Michael Perkin von der University of London wissen – und haben den Zusammenhang zwischen der Wasserhärte und dem Risiko für entzündliche Hauterkrankungen bei Kleinkindern untersucht.
Kleinkinder im Hauttest
Für ihre Studie werteten die Forscher Daten von 1.300 drei Monate alten Kindern aus Großbritannien und Nordirland aus, die im Rahmen der Enquiring About Tolerance Study erhoben worden waren. Perkins Team erfasste die Härte sowie die Chlorkonzentration im Wasser der jeweiligen Haushalte, fragte nach dem Gebrauch von Wasserenthärtern und untersuchte die Kinder nach Anzeichen von Ekzemen.
Zudem maßen die Wissenschaftler den Feuchtigkeitsgehalt der Haut, denn trockene Haut gilt als Risikofaktor für die Entstehung von Ekzemen. Auch nach genetischen Prädispositionen für eine Hauterkrankung suchten sie: Sie überprüften das sogenannte FLG-Gen der Kinder auf Mutationen. Dieses codiert für das Protein Fillagrin, welches eine wichtige Rolle für die Schutzfunktion der Haut spielt.
Härteres Wasser, mehr Ekzeme
Die Ergebnisse waren eindeutig: „In einer Gegend mit hartem Wasser zu leben, war bei den Kleinkindern mit einem bis zu 87 Prozent erhöhtem Risiko für Ekzeme verbunden – und zwar unabhängig vom Chlorgehalt“, berichten Perkin und seine Kollegen.
„Die Wasserhärte nimmt im Vereinigten Königreich von Norden nach Süden zu und die Häufigkeit von Ekzemen folgt dem gleichen Muster.“ Zwar hatten auch genetische Faktoren einen Einfluss: So war das Risiko bei Kindern mit einer Mutation im FLG-Gen etwas höher. Dieser Zusammenhang sei jedoch nicht signifikant und somit zu vernachlässigen.
Allerdings schränken die Forscher ein, dass das Leitungswasser nicht unbedingt allein für die Hauterkrankungen der Kinder verantwortlich sein muss: „Wir wissen zum Beispiel nicht, wie oft die Kinder in Schwimmbädern waren. Dort enthält das Wasser viel mehr Chlor und könnte sich deshalb zusätzlich auf die Hautfunktion auswirken.“
Schuldiger noch nicht gefunden
Nichtsdestotrotz sei deutlich geworden, dass hartes Wasser einen Einfluss auf das Risiko für Hautekzeme im frühen Kindesalter haben kann. „Unklar ist noch, ob das Calciumcarbonat sich direkt schädlich auf die Haut auswirkt oder ob andere Faktoren eine Rolle spielen, die direkt mit der Wasserhärte zusammenhängen – zum Beispiel der pH-Wert des Wassers.“ Diesen Fragen wollen die Forscher in künftigen Untersuchungen nachgehen. (Journal of Allergy and Clinical Immunology, 2016; doi: 10.1016/j.jaci.2016.03.031)
(King’s College London, 18.05.2016 – DAL)