Arbeit kann krank machen – auch was Krebs betrifft: Forscher haben einen Zusammenhang zwischen dauerhaft erhöhtem Arbeitsstress und zwei Krebsarten entdeckt. Demnach kann die Stressbelastung das Risiko für Darmkrebs und Speiseröhrenkrebs signifikant erhöhen. Auch Lungenkrebs tritt bei Gestressten offenbar häufiger auf – selbst wenn man das Rauchen als Risikofaktor berücksichtigt und ausschließt.
Obwohl Krebs zu den häufigsten Erkrankungen der modernen Welt gehört, sind seine Auslöser noch immer nur in Teilen geklärt. So ist zwar bekannt, dass Umwelteinflüsse, die Ernährung und die Lebensweise das Krebsrisiko beeinflussen. Auch Rauchen und Übergewicht können Tumorerkrankungen fördern. Gleichzeitig scheinen aber auch biologische Faktoren wie die genetische Veranlagung und sogar die Körpergröße eine Rolle zu spielen.
Arbeitsstress als Risikofaktor?
Doch wie sieht es mit Stress als Risikofaktor für Krebs aus? Bisherige Studien hatten zwar bereits Indizien für eine krebsfördernde Wirkung einer chronischen Stressbelastung gefunden. Es blieb aber unklar, ob dies auf den Stress selbst zurückgeht oder auf die mit ihm verbundenen Verhaltensweisen wie vermehrtem Rauchen, verringerter Bewegung und ungesunderer Ernährung.
Um diese Frage zu klären, haben Tingting Yang vom Volkshospital in Henan und sein Team nun die Gesundheitsdaten von mehr als 280.000 Teilnehmern von Langzeitstudien in Nordamerika und Europa ausgewertet. Dabei untersuchten sie gezielt, ob es Zusammenhänge zwischen dem jeweiligen Arbeitsstress der Probanden und verschiedenen Krebsarten gibt.
Mehr Darmkrebs und Speiseröhrenkrebs
Und tatsächlich: Bei zwei Krebsarten – Darmkrebs und Speiseröhrenkrebs – fanden die Wissenschaftler eine signifikante Korrelation. Zusätzlich zeigte sich auch bei Lungenkrebs eine auffällige Häufung bei sehr gestressten Menschen. Diese Zusammenhänge bleiben auch dann noch erhalten, wenn die Forscher andere Risikofaktoren wie Rauchen, Übergewicht oder Lebensweise berücksichtigten.
Interessant allerdings: Für welche Krebsart einen der Arbeitsstress anfälliger macht, scheint auch vom Wohnort abzuhängen: „In Nordamerika war der Effekt des Arbeitsstresses auf den Darmkrebs statistisch signifikant, nicht aber in Europa“, berichten die Forscher. Beim Speiseröhrenkrebs dagegen stieg in Europa das Risiko signifikant mit der Stressbelastung an, nicht aber in Nordamerika.
Mechanismus noch unklar
Warum es diese Unterschiede gibt, ist bisher noch unklar. „Es existieren verschiedenen biologische Mechanismen, durch die Stress zu Krebs führen kann“, so Yang und seine Kollegen. Welche in diesem Falle greifen, müsse man nun noch herausfinden. Ihre Studie ergab auch, dass es Stress bei einigen anderen Krebsarten keinerlei nachweisbare Effekte zu haben scheint. Dazu gehörten Prostatakrebs, Brustkrebs und Eierstockkrebs. (International Journal of Cancer, 2018; doi: 10.1002/ijc.31955)
Quelle: Wiley