Nach Mikroplastik in Honig und in Gewässern jetzt auch in Getränken: Mineralwasser und Biere sind mit winzigen Plastikfasern verunreinigt. Das zeigen Tests des NDR-Verbrauchermagazins „Markt“. Pro Liter fanden die Tester immerhin bis zu 7,4 Mikrofasern pro Liter in Wasser und sogar mehr als 78 Fasern pro Liter in einem Bier. Kein einziges Getränk im Test war völlig frei von den mikroskopisch kleinen Plastikfasern.
Mikroplastik ist längst ein generelles Umweltproblem. Die winzigen Kunststoffreste gelangen aus unsern Abfällen in Gewässer, Luft und Böden und reichern sich dort an, weil sie kaum natürlich abgebaut werden. In den letzten Jahren haben Forscher immer mehr Mikroplastik in Ozeanen, Seen, Flüssen und sogar in Honig nachgewiesen. Es ist daher nur eine Frage der Zeit, bis unser Abfall sich auch in der Nahrungskette und damit in unseren Lebensmitteln wiederfindet. Bei Getränken scheint dies bereits jetzt der Fall zu sein, wie ein Test im Auftrag des NDA-Verbrauchermagazins „Markt“ jetzt zeigt.
Alle getesteten Getränke verunreinigt
Für die Untersuchung kauften die Tester Mineralwässer bei mehreren großen Discountern, außerdem Biere der Sorten Pilsener und Weißbier von namhaften Brauereien. Im Labor des Testinstituts MarChemConsult, geleitet vom Chemiker Gerd Liebezeit, wurden alle Proben auf ihren Gehalt an Mikroplastik hin analysiert. Bei den analysierten Mineralwässern und Bieren handelt es sich um die in Deutschland meistverkauften Marken.
Das Ergebnis: Die Forscher fanden in allen Mineralwässern und Biersorten Mikroplastik. Die Spitzenwerte lagen bei Mineralwasser bei 7,3 Fasern pro Liter, bei Bier bei 78,8 Plastikfasern pro Liter. Wahrscheinlich stammen diese Fasern aus Funktionskleidung aus Fleece-Material, so die Vermutung der Experten: Die Plastikfasern gelangen beim Waschen über das Abwasser in die Umwelt und verteilen sich dort. Über das aus Fluss- und Grundwasser gezapfte Trinkwasser gelangen sie dann auch in die Getränke.
Gesundheitsfolgen unklar
Grenzwerte für solches Mikroplastik in Lebensmitteln oder Getränken gibt es bisher nicht. Auch, weil es kaum Untersuchungen darüber gibt, wie solche Fasern auf unsere Gesundheit wirken. Untersuchungen von Tieren zeigen aber, dass Mikroplastik durchaus zu gesundheitlichen Schäden führen kann. „Mikroplastik stellt auch für uns Menschen früher oder später eine Gefahr dar“, so Stephan Pflugmacher Lima, Ökotoxikologe von der Technischen Universität Berlin. Seine Experimente mit Muscheln haben gezeigt, dass solche Mikroplastik-Fasern sich im Gewebe anreichern. In hohen Konzentrationen könne dies sogar zum Tod der Tiere führen.
Sowohl das Bundesumweltministerium als auch das Bundesministerium für Ernährung erklärten auf „Markt“-Anfrage, für die Problematik nicht zuständig zu sein – und verwiesen jeweils auf das andere Ressort. Der Deutsche Brauer-Bund verweist auf eigene Untersuchungen, die nachweisen würden, dass sich kein Mikroplastik im Bier und in dem zum Brauen verwendeten Wasser finden lasse. Die Mineralwasser-Hersteller äußerten sich ähnlich. Ihre genauen Untersuchungsmethoden legten sie gegenüber dem NDR nicht offen.
Mehr zum Thema in der Sendung „Markt“ am Montag, 2. Juni, um 20.15 Uhr im NDR Fernsehen
(NDR, 02.06.2014 – NPO)