Neue Waffen gegen Erreger: Harmlose Bodenbakterien könnten künftig als Helfer gegen Krankheitserreger wie Listerien fungieren. Denn Forscher haben die Bakterien mittels Gentechnik in effiziente „Fabriken“ eines wirksamen Gegenmittels gegen Listerien umgewandelt. Das von ihnen produzierte Peptid zerstört die Zellmembran der Erreger und tötet sie dadurch ab. Das Pediocin könnte damit zumindest für bestimmte krankmachende Bakterien zur Antibiotika-Alternative werden.
Angesichts der zunehmenden Ausbreitung von Antibiotika-Resistenzen benötigt die Medizin dringend neue, schärfere Waffen gegen bakterielle Krankheitserreger. Weltweit suchen Forschungsteams nach solchen antibakteriellen Wirkstoffen – beispielsweise mithilfe von Molekül-Datenbanken, systematischen Tests von bereits zugelassenen Medikamenten oder auch gezielter Synthese neuer Chemikalien.
Ein Peptid gegen krankmachende Listerien
Eine weitere Quelle antimikrobieller Wirkstoffe sind die Bakterien selbst: Um sich unliebsame Nahrungskonkurrenten vom Leib zu halten, produzieren viele im Boden und anderen natürlichen Umwelten vorhandenen Mikroben Substanzen, die verhindern sollen, dass sich andere Bakterienstämme in ihrer Umgebung ausbreiten. Es ist daher kein Zufall, dass einige der heute bekannten Antibiotika-Klassen auf Bodenbakterien oder Schimmelpilze zurückgehen.
Eine schon seit längerem bekannte antimikrobielle Substanz ist das Pediocin PA-1. Dieses Peptid wird unter anderem von Milchsäurebakterien wie Lactobacillus oder Pediococcus produziert und bereits zur Lebensmittelkonservierung eingesetzt. Es tötet Bakterien ab, indem es sich an bestimmte Rezeptoren der Zellmembran anlagert, wodurch diese aufreißt. Besonders wirksam ist das Peptid gegen die in Rohmilch vorkommenden Listerien, die schwere Infektionen verursachen können.