Rezept der Natur: Bei Operationen könnte künftig Manuka-Honig zur Abwehr krankmachender Keime zum Einsatz kommen. Denn dieser Honig wirkt nicht nur bei offenen Wunden antibakteriell, er verhindert auch bei chirurgischen Netzen im Gewebe die Vermehrung von Erregern. In Zellkultur hemmte eine Nanobeschichtung aus Manuka-Honig und Polymer sogar multiresistente Keime wie MRSA.
Honig wird schon seit Jahrtausenden zur Heilung von Wunden und gegen Infektionen verwendet. Als besonders wirksam gilt dabei der Honig des in Australien und Neuseeland heimischen Manukabaums. Dank seines antibakteriellen Inhaltsstoffs Methylglyoxal kann der Manuka-Honig multiresistente Bakterien und selbst hartnäckige Biofilme solcher Keime auf Kunststoffen bekämpfen.
Infektionsgefahr Hernien-Netz
Doch nicht nur bei äußerlichen Wunden und auf Medizin-Utensilien wirkt der Manuka-Honig keimtötend: Er kann möglicherweise sogar Infektionen im Körperinneren verhindern, beispielweise nach einer Leistenbruch-Operation. Denn dabei nähen Chirurgen meist ein Netz aus speziellem Kunststoff in das Gewebe ein, um einen erneuten Bruch zu verhindern.
Das Problem jedoch: „Diese Netze werden implantiert, um den heilenden Geweben Stabilität zu verleihen. Aber leider bieten sie auch Bakterien einen perfekten Nährboden“, erklärt Erstautor Piergiorgio Gentile von der Newcastle University. „Wenn die Bakterien jedoch einmal einen Biofilm auf dem Netz gebildet haben, ist es sehr schwer, diese Infektion zu bekämpfen.“ Hinzu kommt, dass Antibiotika gegen einige der multiresistenten Krankhauskeime nicht mehr wirken.
Ein Nano-Sandwich aus Honig und Polymer
An diesem Punkt kommt der Manuka-Honig ins Spiel – in einer Hightech-Verpackung. Denn für ihre Studie entwickelten die Forscher eine Beschichtung, bei der jeweils eine hauchdünne Honigschicht zwischen zwei biokompatiblen Polymerschichten liegt. Dieses insgesamt nur zehn bis 20 Nanometer dünne „Honigsandwich“ wird dann zu mehreren übereinandergelegt und als Schutzschicht auf das chirurgische Netzmaterial aufgetragen.
Diese „Verpackung“ stellt sicher, dass der Honig für den Einsatz im körpereigenen Gewebe richtig dosiert ist: „Nimmt man zu wenig Honig, reicht es nicht zur Bekämpfung der Infektion, ist es aber zu viel, kann dies die Zellen abtöten.“, erklärt Gentile. „Indem wir dieses 16-schichtige ‚Sandwich‘ erzeugen, können wir sicherstellen, dass der Honig in kontrollierter Weise freigesetzt wird.“
Erregervermehrung gehemmt
Für den Test der Methode legten die Forscher die mit dieser Honig-Beschichtung behandelten OP-Netzproben in Zellkulturen menschlicher Bindegewebszellen. Anschließend infizierten sie diese Kulturen mit verschiedenen gängigen Krankenhauskeimen, darunter auch resistenten Stämmen des Darmkeims Escherichia coli und dem multiresistenten Erreger MRSA.
Es zeigte sich: Die honigbeschichteten OP-Netze hemmten die Vermehrung der Erreger in den Zellkulturen, darunter bei den multiresistenten Keimen, wie die Forscher berichten. Gleichzeitig verhinderten der Honig die Bildung hartnäckiger Biofilme auf dem Netzmaterial. „Die Ergebnisse sind sehr vielversprechend. Es ist das erste Mal, dass Honig sich auch bei Zellen aus dem Körperinneren als antiinfektiös erweist“, sagt Gentile.
Vielversprechende Anwendungen
Auch wenn diese nun noch in weiteren Studien mit Tieren bestätigt werden muss, sehen die Forscher hier einen vielversprechenden Ansatz für die Medizin. Denn die Kombination von moderner Nanotechnologie mit dem Naturheilmittel Honig eröffne ganz neue Anwendungsmöglichkeiten. So könnten künftig Katheter oder andere bei Operationen verwendeten Materialien und Instrumente mit einer solchen Hightech-Honigschicht gegen eine Kontamination geschützt werden, ohne dass es unhygienisch klebt.
Im Gegensatz zu herkömmlichen Antibiotikabeschichtungen scheint der Manuka-Honig zudem keine so schnelle Resistenzbildung zu provozieren, wie die Forscher erklären. (Frontiers in Bioengineering and Biotechnology, 2019; doi: 10.3389/fbioe.2019.00344)
Quelle: Newcastle University