Stammzellen spielen eine wichtige Rolle beim Wachsen von Tumoren in der Bauchspeicheldrüse. Dies haben jetzt Wissenschaftler des Klinikums rechts der Isar der TU München in einer neuen Studie gezeigt. Sie wollen nun die „Alleskönner“ unter den Zellen zu einer neuen Therapie gegen diese äußerst bösartige Krebsart nutzen.
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Das Knochenmark beherbergt Stammzellen, die sich außerhalb des Körpers vermehren lassen und sich in verschiedene Zelltypen umwandeln können. Diese Eigenschaften machen die so genannten mesenchymalen Stammzellen (MSC) zu einem attraktiven Werkzeug für die Medizin.
Retter in der Not
Diese Stammzellen wandern im Organismus offenbar dorthin, wo Auf- und Umbauprozesse stattfinden, etwa bei Verletzungen. Man vermutet, dass sie dann an der Neubildung von Knochen, Sehnen, Knorpel, Muskeln oder Fett beteiligt sind. Auch von chronischen Entzündungen werden diese Stammzellen angezogen – sie reparieren dort als „Retter in der Not“ die Entzündungsschäden.
Von besonders großem Interesse ist die Beobachtung, dass die Stammzellen ebenso magisch von wachsenden Tumoren angelockt werden. Warum das so ist, weiß man nicht genau. Aber die seit langem bekannte Verbindung zwischen Krebs und einer chronischen Gewebeentzündung wie bei einer Bauchspeicheldrüsenentzündung könnte auf kontinuierlich ablaufenden Gewebereparatur-Prozessen des Körpers beruhen, die aus der Kontrolle geraten sind.
Mediziner der Chirurgischen Klinik des Klinikums rechts der Isar der TU München um Professor Dr. Helmut Friess und Wissenschaftler des Deutschen Krebsforschungszentrums Heidelberg vermuten nun, dass diese Stammzellen auch im Zusammenhang mit dem Pankreaskarzinom eine wichtige Rolle spielen und sich sogar zur Therapie dieses äußert bösartigen Tumors eignen könnten.
Mäuse mit menschlichen Pankreaskrebszellen
In einem Forschungsprojekt haben Dr. Peter Büchler, Chirurgischer Oberarzt am Klinikum rechts der Isar, und Professorin Dr. Ingrid Herr vom Deutschen Krebsforschungszentrum zusammen mit Kollegen herausgefunden, dass Stammzellen gezielt in Pankreaskarzinome einwandern und dort vermutlich am Wachstum der Tumoren beteiligt sind.
Bei den Analysen menschlicher Krebszellen stellte sich heraus, dass MSC stark von Stoffen angezogen werden, die von bösartigen Geschwülsten abgegeben werden. Um den Mechanismus näher zu untersuchen, pflanzten die Krebsforscher Mäusen menschliche Pankreaskrebszellen in ihre Bauchspeicheldrüse und injizierten farbig markierte MSC in die Blutbahn. Die Folge: Die farbigen Stammzellen fanden sich in der Mehrzahl im Tumor wieder und waren dort offenbar auch in die Blutgefäße eingewandert.
Bessere Chancen durch Gentherapie?
Die Ergebnisse der Forscher zeigen, wo man ansetzen könnte, um MSC mit therapeutischen Genen auszustatten und effizient in Tumoren und ihre Metastasen einzuschleusen. Allerdings sind vor einer sicheren klinischen Anwendung noch viele Fragen der Grundlagenforschung zu beantworten.
Die bisherigen Daten dieses Projektes haben die Kooperationspartner im Juli auf dem 39. Kongress des Europäischen Pankreas Clubs in Newcastle, England, vorgestellt. Unter 500 anderen Projekten wurden sie mit dem ersten Preis für die beste wissenschaftliche Arbeit gewürdigt, nicht zuletzt aufgrund der hohen klinischen Relevanz und des hohen Zukunftspotentials dieser Arbeit.
(idw – Technische Universität München, 07.08.2007 – DLO)