Eine kleine Mücke aus der Gruppe der Chironomidae ist in der Lage Cholerabakterien weltweit zu verschleppen. Das haben Wissenschaftler der Universität Haifa und dem israelischen Technologie Institut herausgefunden. Cholera ist eine schwere Darmerkrankung, die durch das Bakterium Vibrio cholerae verursacht wird. Der Erreger kann durch verseuchtes Wasser oder Nahrungsmittel auf den Menschen übertragen werden.
Meir Broza und Yechezkel Kashi entdeckten in ihrer Studie einen Zusammenhang zwischen V. cholaerae und einer Mückenart, die zu den häufigsten Wasserbewohnern gehört. Die ausgewachsenen Tiere sind an der Verbreitung der Bakterien durch die Luft beteiligt. Sie stechen zwar nicht, legen aber sehr weite Strecken zurück und sorgen so dafür, dass Cholera-Bakterien auf verschiedene Kontinente gelangen.
Entdeckung durch Zufall
Bereits 2001 entdeckten Broza und sein Team eher durch Zufall, dass die Eiablagen dieser Mücke ein natürliches Reservoir für Cholerabakterien sind. „Wir suchten eigentlich nach einer Lösung, um die Mücken aus dem Trinkwassersystem in Israel zu vertreiben“, erklärt Broza. „Einmal wurden Hunderte von Eiern ins Labor gebracht und dort über Nacht liegen gelassen. Am nächsten Morgen waren sie anscheinend verschwunden. Wir fanden heraus, dass die Eier von V. cholerae der Serogruppe 09 verdaut worden waren.“ Diese Bakterien geben ein Protein ab, das die gelatineartige Eihülle so zersetzt, dass sie den Bakterien als Nahrungsquelle dienen kann.
Als nächstes gingen die Wissenschaftler der Frage nach, ob diese Bakterien auch auf ausgewachsenen Mücken vorkommen. Sie untersuchten tote Tiere eines Mückenschwarms, den ein Nordost-Wind an den Lake Victoria in Kenia getrieben hatte. Es gelang den Forschern Individuen der Serogruppe 02 von V. cholerae zu isolieren und auf Agarplatten zu züchten.
Im nächsten Schritt wurden lebensfähige Cholerabakterien von ausgewachsenen Tieren isoliert, die an verschiedenen Standorten in ganz Israel gefangen worden waren, sowohl in der Nähe von Wasserstellen aber auch an Sanddünen und Wüstenoasen. In Laborversuchen konnte Kashi dann zeigen, dass mit Fluoreszenzfarbstoff markierte pathogene Cholerabakterien durch ausgewachsene Mücken von einem Wasserbecken zum nächsten transportiert wurden.
„Durch diese Erkenntnis sind wir nun in der Lage, die Bakterien in der Natur zu verfolgen. Eine Überwachung der Insekten, zusammen mit meteorologischen Analysen könnte es uns ermöglichen, Zeit und Ort von Cholera-Ausbrüchen vorherzusagen“, fügt Kashi hinzu.
(Blackwell Publishing Ltd., 04.04.2005 – PJÖ)