Das Multiple Myelom (MM) ist eine bösartige Erkrankung des Knochenmarks, bei der Zellen des blutbildenden Systems entarten. Die Krebszellen lösen in ihrer Umgebung die verstärkte Bildung von Blutgefäßen aus. Heidelberger Wissenschaftler wollen nun herausfinden, inwieweit das Ausmaß neugebildeter Blutgefäße im Knochenmark Aussagen über den weiteren Krankheitsverlauf zulässt. Um diesen Parameter zu messen, nutzen die Wissenschaftler ein bildgebendes Verfahren, die dynamischen Magnetresonanztomographie.
Im Laufe der MM-Erkrankungen wird die Knochensubstanz angegriffen und es kann zu spontanen Knochenbrüchen kommen, die zunächst an eine Osteoporose erinnern. Auffällige Blut- oder Urinwerte, Gelenk-, Knochenschmerzen oder Brüche gelten als Symptome für ein Multiples Myelom. Jährlich erkranken in Deutschland rund 5.200 Menschen neu an der Krebserkrankung; sie tritt vorwiegend ab einem Alter von 60 Jahren auf.
Bei einem Befall des Knochenmarks mit Krebszellen lassen sich mit Hilfe der dynamischen, kontrastverstärkten Magnetresonanztomographie (dMRT) charakteristische Veränderungen und zugleich die Stärke der lokalen Durchblutung abschätzen. Durch frühere Untersuchungen ist bekannt, dass das Maß der Gefäßneubildung einen Anhaltspunkt dafür liefert, wie stark das Knochenmark bereits von den Zellen des Multiplen Myeloms durchsetzt ist. Wie empfindlich die dMRT in dieser Hinsicht sein kann, ist noch zu klären.
Wissenschaftler des Deutschen Krebsforschungszentrums und der Universität Heidelberg wollen nun herausfinden, ob die mithilfe der dMRT festgestellte Durchblutungsstärke der Wirbelsäule eine Aussage darüber zulässt, ob, wann und wie stark die Erkrankung fortschreitet. Der Radiologe Professor Stefan Delorme, vom Deutschen Krebsforschungszentrum hat im Oktober gemeinsam mit Privatdozent Dr. Thomas Möhler und Dr. Jens Hillengaß von der Medizinischen Universitätsklinik eine entsprechende klinische Studie begonnen.
Erste Ergebnisse im Jahr 2008
Dabei untersuchen die Ärzte mit bildgebenden Verfahren zwei Gruppen von Betroffenen: Zum einen Patienten mit einem für das Multiple Myelom typischen, krankhaften Laborbefund (eine so genannte „monoklonale Gammopathie“), die aber keine weiteren Zeichen der Erkrankung aufweisen und bei denen nicht klar ist, ob sie jemals tatsächlich erkranken werden. In dieser Gruppe sind auch Patienten mit einem Multiplen Myelom in einem frühen Stadium, die nach heutigen Standards keine Therapie benötigen.
Bei der zweiten Gruppe handelt es sich um Patienten mit behandeltem beziehungsweise behandlungspflichtigem Multiplem Myelom. In einer Ausgangsuntersuchung wird mittels dMRT ein Erstbefund erstellt. Die Patienten erhalten dann Einladungen zu weiteren, regelmäßigen Kontrollen einschließlich dMRT, um ein erstmaliges Auftreten der Erkrankung (bei Gruppe 1) beziehungsweise ein Fortschreiten der Krebserkrankung (bei Gruppe 2) rechtzeitig zu aufzudecken.
Die Studie läuft über einen Zeitraum von drei Jahren. Mit ersten Ergebnissen ist etwa Ende 2008 zu rechnen.
(idw – Deutsches Krebsforschungszentrum, 04.01.2006 – DLO)