Hör dich gesund! Wer nach einer Operation Musik hört, der erholt sich auch schneller wieder von dem Eingriff, wie eine Meta-Analyse ergeben hat. Demnach empfinden musikhörende Patienten zum Beispiel weniger Schmerzen und Angst. Und auch messbare körperliche Veränderungen konnten die Mediziner bei ihnen feststellen.
Musik kann unserem Körper große Dienste erweisen, die weit über das Aufheitern nach einem langen Tag hinausgehen. So kann das Hören bestimmter Musik zum Beispiel psychische Erkrankungen wie Angststörungen oder Depressionen lindern oder die Gefäßfunktion bei Herzpatienten verbessern. Auch positive Effekte auf das Immunsystem und das Schmerzempfinden sind bereits beobachtet worden.
Rock und Pop im Krankenbett
Es verwundert daher nicht, dass Musik auch frisch operierten Patienten von großem Nutzen sein kann. Wie eine Meta-Analyse der California Northstate University ergeben hat, beschleunigt das Hören von Musik nach einem operativen Eingriff die Genesung. In allen 35 analysierten Forschungsarbeiten empfanden diejenigen, die nach ihrer Operation Musik gehört hatten, zum Beispiel drei Prozent weniger Angst als die Vergleichsgruppe.
„Wenn Patienten nach einer Operation aufwachen, sind sie manchmal sehr verängstigt und wissen nicht, wo sie sind“, erklärt Eldo Frezza, Hauptautor der noch unveröffentlichten Analyse. „Musik kann dazu beitragen, den Übergang vom Aufwachen zur Rückkehr zur Normalität zu erleichtern und den damit verbundenen Stress zu reduzieren.“ Für die Genesung ist das essenziell, denn bei gestressten Patienten brauchen Wunden deutlich länger, um zu heilen.
Musik statt Morphium
Neben weniger Angst und Stress empfanden Patienten, die nach einer Operation Musik gehört hatten, am Tag danach auch erheblich weniger Schmerzen, wie Frezza und seine Kollegen herausgefunden haben. Je nach Bewertungsskala war der Schmerz der Betroffenen um sieben bis 19 Prozent geringer als der der Kontrollgruppe. „Wenn man Musik hört, kann man sich ablenken und entspannen“, erklärt Co-Autor Shehzaib Raees. Und wer abgelenkt ist, der kann sich nicht auf den Schmerz konzentrieren und diesen dementsprechend auch nicht so stark wahrnehmen.
Das reduzierte Schmerzempfinden der musikhörenden Patienten führte auch dazu, dass sie nur etwa die Hälfte der Morphium-Menge benötigten – durchschnittlich 0,758 Milligramm im Vergleich zu 1,654 Milligramm bei jenen, die nach der OP keine Musik gehört hatten.
Doch die Musik verbesserte nicht nur das subjektive Empfinden der Testpersonen, sondern hatte auch messbare körperliche Veränderungen zur Folge. So verlangsamte sich der nach einer OP üblicherweise erhöhte Herzschlag bei den musikhörenden Patienten zum Beispiel um etwa 4,5 Schläge pro Minute und fiel somit zurück in den gesunden Bereich, wie die Forschenden erklären. Sauerstoff und Nährstoffe zirkulierten dadurch effektiv im gesamten Körper, vor allem aber in den operierten Bereichen, und beschleunigten so die Genesung der Patienten. Gleichzeitig verringerte sich das Risiko, lebensbedrohliches Vorhofflimmern zu entwickeln.
Genre vorerst egal
Ob es eine bestimmte Art von Musik braucht, um all diese Effekte zu erzielen, ist noch unklar. Das gilt auch für die Dauer des Musikhörens. Bis diese Aspekte näher untersucht wurden, empfehlen Frezza und seine Kollegen jedem OP-Patienten, nach dem Eingriff einfach seine Lieblingsmusik zu hören. (American College of Surgeons, Clinical Congress 2024)
Quelle: American College of Surgeons