Kinder, die unter feuchten Wohnbedingungen aufwachsen, haben ein erhöhtes Risiko, später an Asthma, Allergie oder Neurodermitis zu erkranken. Das gilt sogar für Mädchen und Jungen, die nur ihr erstes Lebensjahr in einer nassen Wohnung verbrachten. Wissenschaftler haben dies im Rahmen einer weltweiten Erhebung herausgefunden und stellen die Ergebnisse nun in der Fachzeitschrift „Clinical and Experimental Allergy“ vor.
Schon lange Zeit vermuten Wissenschaftler, dass feuchte Wohnräume zu allergischen Erkrankungen führen können. In der internationalen Erhebung zu Asthma und Allergien – „International Study of Asthma and Allergies in Childhood“ (ISAAC) – die insgesamt bereits vor mehr als 20 Jahren startete, wurde daher auch dieser Faktor untersucht. In einem Teil der ISAAC-Studie haben Forscher über 46.000 Eltern von acht- bis zwölfjährigen Kindern in 20 Ländern befragt. Damit handelt es sich um die bisher größte Studie zum Zusammenhang von feuchten Wohnbedingen und Asthma beziehungsweise Allergien. Deutsche Zentren lagen in Dresden und München.
Mehr Asthma bei mehr Feuchtigkeit
Mit einem Fragebogen überprüfte die Studiengruppe zum Beispiel den Gesundheitszustand des Kindes, beziehungsweise ob an Wänden und Decken der elterlichen Wohnung Feuchtigkeitsflecken oder Schimmel sichtbar waren. Und zwar aktuell oder während des ersten Lebensjahres des Kindes. Außerdem wurden die sonstigen Wohnumstände, der Lebensstil sowie etwa allergische Erkrankungen der Eltern abgefragt. Im Anschluss haben die Wissenschaftler bei über 26.000 Kindern Allergietests durchgeführt und Staubproben aus den Wohnzimmern von mehr als 1.100 Familien auf Hausstaubmilben untersucht.
Das Ergebnis war eindeutig: „Unsere Studie zeigt einen klaren Zusammenhang zwischen feuchten Wohnbedingungen und Asthma, allergischem Schnupfen und Neurodermitis und zwar unabhängig von der allergischen Disposition – also der Veranlagung – des Kindes. Es handelt sich sogar um den stärksten Zusammenhang mit einem Umgebungsfaktor, den wir im Laufe der ISAAC-Studie festgestellt haben“, sagt Gudrun Weinmayr vom Ulmer Institut für Epidemiologie und Medizinische Biometrie. Der Gesundheitszustand von Mädchen und Jungen, die bereits unter Asthma litten, verschlechterte sich unter feuchten Wohnbedingungen zudem noch weiter.
Zusammenhang ist weltweit gültig
Nach Ansicht der Forscher sind damit Feuchtigkeit und Schimmel eher noch die Hauptauslöser von asthmatischen Erkrankungen als Hausstaubmilben. Überraschenderweise gilt der Zusammenhang einheitlich für fast alle untersuchten Länder – von westeuropäischen Staaten und Neuseeland bis zu Albanien und China. In weniger entwickelten Weltregionen war der Zusammenhang zwischen Feuchtigkeit und Asthma sogar besonders stark: In Brasilien kommen nasse Wohnbedingungen aufgrund des tropischen Klimas sehr häufig vor. Tatsächlich gab es in dem südamerikanischen Land auch die meisten asthmakranken Kinder.
In Deutschland sind die Untersuchungen teilweise bereits 1995 und 1996 durchgeführt worden. In diesem Zeitraum waren feuchte Wohnungen in Dresden wesentlich häufiger als in München. Bis zu elf Prozent der Asthmafälle in der sächsischen Landeshauptstadt hingen wohl mit der Feuchtigkeit zusammen.
(Universität Ulm, 11.07.2013 – SEN)