„Gamechanger“ in der Verhütung? Ein neuer Wirkstoff könnte künftig auch Männern eine kurzfristig wirksame, effektive Verhütung ermöglichen. In ersten Tests mit Mäusen stoppte das nichthormonelle Mittel schon kurz nach Einnahme die Bewegung der Spermien und verhinderte jede Befruchtung. Weil die Wirkung schnell einsetzt und mehre Stunden anhält, könnte der TDI-11861 getaufte Wirkstoff auch spontan zur Verhütung eingesetzt werden. Zunächst muss er sich jedoch in weiteren Tests bewähren.
Wenn Männer eine ungewollte Zeugung verhindern wollen, bleibt ihnen bisher nur das Kondom oder eine Sterilisation. Denn eine effektiv wirkende und spontan einsetzbare medikamentöse Verhütung für den Mann gibt es bisher nicht. Einer der Gründe dafür: Ein solches Verhütungsmittel muss die Produktion oder Funktion von Millionen Spermien vollständig und zuverlässig blockieren. Doch bisher getestete hormonelle Mittel wirkten erst nach wochenlanger Einnahme und hatten teilweise erhebliche Nebenwirkungen.

Enzymblockade macht Spermien unbeweglich
Doch es gibt nun einen neuen Ansatz. Dieser greift nicht in die Spermienproduktion und den Testosteron-Haushalt der Männer ein wie frühere Wirkstoffkandidaten. Stattdessen setzt er an einem Enzym an, das die Beweglichkeit der Spermien reguliert. Die lösliche Adenylylcyclase (sAC) produziert unter normalen Bedingungen einen Botenstoff, der für die zelluläre Signalübertragung entscheidend ist – und auch für die Reifung und Bewegung der Spermien.
An diesem Punkt kommt der neuentdeckte Wirkstoff ins Spiel. Für ihre Studie hatte das Team um Melanie Balbach von Weill Cornell Medicine in New York nach Hemmstoffen gesucht, die selektiv und vorübergehend nur die in den Hoden und Spermien aktive Adenylylcyclase ausschalten. „Ein solcher Inhibitor muss jedoch auch dann noch wirksam sein, wenn Ejakulat und Spermien im weiblichen Fortpflanzungstrakt unterwegs sind“, erklären die Forschenden.