Lysosomen sind die wichtigsten Akteure der zellulären Abfallentsorgung. Jetzt enthüllen Analysen, dass diese winzigen Abbaubläschen je nach Gewebe und Zelltyp sehr unterschiedlich zusammengesetzt sind. So kommen beispielsweise in den Lysosomen der Leberzellen andere Proteine vor als in Nierenzellen oder in Zellen von Krebstumoren. Die Proteinausstattung der Lysosomen kann daher wertvolle Einblicke in die zellulären Wurzeln bestimmter Krankheiten geben.
Die Entsorgung defekter oder krankhafter Zellbestandteile ist für unsere Zellen überlebenswichtig. Zentraler Teil der zellulären Müllabfuhr sind dabei die Lysosomen – von einer Lipidmembran umgebene Bläschen im Cytoplasma, in denen Dutzende verschiedener Enzyme die eingeschleusten Abfallstoffe in ihre Einzelteile zerlegen. Die von den Lysosomen erzeugten Abbauprodukte können dann der Zelle wieder als Rohstoff für weitere Zellprozesse dienen.

„Der Prozess ist immens wichtig“, erklärt Seniorautor Dominic Winter vom Universitätsklinikum Bonn. „Wenn er nicht korrekt funktioniert, können Erkrankungen wie Alzheimer oder Parkinson die Folge sein.“ Auch für den Energiestoffwechsel der Zelle, die Erregerabwehr oder Reparaturmechanismen sind die Lysosomen und ihre Abbautätigkeit von entscheidender Bedeutung. Entsprechend komplex sind sie aufgebaut: Wenn man Lysosomen aus Zellen isoliert, findet man oft mehr als 5.000 unterschiedliche Proteine.
Bestandsaufnahme der Lysosomen-Proteine
Doch welche Funktion diese Proteine im Einzelnen haben und wie viele davon wirklich an der Abbautätigkeit der Lysosomen beteiligt sind, ließ sich bisher schwer ermitteln. „Es kann sich auch um Moleküle handeln, die gerade in ihnen zerlegt werden“, erklärt Winter. „Andere hängen vielleicht von außen an ihrer Membran, ohne irgendeine Aufgabe zu erfüllen. Und auch bei der Isolierung der Lysosomen gibt es meist eine Menge unerwünschten Beifang.“